Gehasst oder verpasst - was ist dem gemeinen Indiepopper lieber? Sollte er zugeben oder sich absetzen von der einstigen Religion, die auf einmal Mainstream schreit? RADIATION CITY nehmen sich ihrer Heimatstadt voraus und klingen so vollkommen, formschoen und plump verregnet wie es die Leute auf dem Hawthorne Boulevard in Portland, Oregon erst fuer einen modischen Zug hielten.
Vom Sehen verschiedener Farben, die Akustik erklaeren und John Vanderslice, Go-to-Kumpel von NADA SURF oder TWO GALLANTS - "Synesthetica" muss mal dringend durch, Richtung Buehne. "Juicy"'s "Lala-lalala-lala" nervt vielleicht mittlerweile aus jeder Ecke des Coffee- oder Vintagemoden-Shops, ist leider aber zuckriger Schlurfpop erster Guete. "Oil Show" spielt CHVRCHES gegen die 80er oder STEREOLAB aus. Dabei kontrolliert das Macher-Duo hinter RADIATION CITY, bestehend aus Cameron Spies (Gitarre) und Lizzy Ellison (Keys/Vocals), jeden Zentimeter der Platte. Wo eben noch das Ende ihrer Beziehung und/oder Band drohte, lukt nun "Come And Go" aus der Pralinenpappschachtel - unter vorsichtigen Elektronika und doch pompoesem Marsch-Dance-Chorus hervor. "Milky White" wartet gleich danach mit Club und Cocktail auf, hier klingt die US-Band selbstbewusst und bestaendig, und doch gleichzeitig verschleiert und benebelt. "Seperate" bekommt zu Anfang ein klassisches Rueckgrat, koennte die edle Lady im langen Ballkleid sein - bis der duestere Beat in Spacepopgefilde abdriftet. "Synesthetica" ist trotz seiner bloss neun Stuecke nicht organisch gehalten, sondern formbar von funky bis majestaetisch. "Futures" sucht 60's Pop, findet STRFKR und wuerde BEST COAST genauso zusagen wie FLEETWOOD MAC. ""Synesthetica" almost killed this band" besagt der Pressetext. Nicht zuletzt das Breitband-Openerduo um "Juicy" und "Oil Show" macht aus Pappmaché hier Marmor.