Sie sind wieder da! Die Geisteskranken aus dem Norden. Wenn es ein halbes Jahr dunkel ist und anschließend die Sonne gar nicht mehr untergeht, muss man doch wahnsinnig werden. Oder Musik machen. Oder Kampfsport. Oder beides zusammen. So wie Alexander, der RAISED FIST- Commander, der auf “Anthems” zwar größtenteils immer noch angepisst as fuck ist, aber auch mal ruhigere Töne anspricht. So wie etwa im Mittelteil von “Venomous”, dem Opener, der mit diesem Gesangspart ein wenig an REFUSED´s “New Noise” erinnert.
Die abwechslungsreiche Stimmvariationen von Frontmann “Alle” ergänzt sich auf “Anthems” hervorragend mit seinen 3 Instrumentalkollegen. Im Fahrwasser zwischen Hardcore, Mosh, Rock und Post-wtf zelebrieren sie einen eigenen Sound, der seinesgleichen sucht. Die Aussage “We´ve never done anything like this before” trifft den Nagel auf den Kopf. “Anthems” ist für mich vielleicht das vielschichtigste Album der schwedischen Raketen. Kein Song ähnelt dem anderen und es entwickelt sich schon nach dem ersten Durchlauf ein immenses Suchtpotenzial. Jedes der Stücke hat Parts oder Rhythmuswechsel, die nicht von dieser Welt sind. Wo früher der Dampfhammer bis zum Anschlag durchgedrückt wurde, herrscht nun grenzenlose Freiheit. Dies gipfelt in der ersten “Ballade” von RAISED FIST mit Namen “Into This World”, einem Song zum Niederknien. Nach einem ruhigen Gitarrenpart wird im Midtempo richtig Romantik nebst Tanzbarkeit erzeugt, bis ein Refrain den ganzen Körper springen lässt. Unfassbar, welchen Groove die 4 Musiker dort aufbauen. Zudem hat dieser Song eine Länge von knapp 4 Minuten, die früher locker für drei gereicht hätte.
Es finden sich noch weitere Perlen auf “Anthems”, welches seinem großen Namen also mehr als gerecht wird. Bei mir ist dieses Album nur noch auf Dauerrotation eingestellt und läuft seit Tagen im Auto, auf dem Handy oder im Haus. Selbst meine Frau hat mittlerweile Gefallen dran gefunden und wippt an vielen Stellen schon mit. Selbst Moritz, sonst eher auf härtere RAISED FIST stehend, bekommt bei den Cleanvocals Gänsehaut und feiert das Album ab. Für uns beide eines der Plattenhighlights in diesem Jahr. Ähnlich sieht es auch Alle: “We felt like we created a masterpiece”. Mund voll genommen, aber geliefert! Pflichtkauf…..