Der Duft von frischem, hausgebackenem Brot verliert auch fuer den hauptberuflichen Baecker frueher oder spaeter an Reiz. Das heisst nicht automatisch dass die Backwaren nicht schmecken oder der Baecker seine Leidenschaft an den Nagel haengen sollte. RANCID haben noch nie kleine Broetchen gebacken - geschweigedenn etwas anbrennen lassen. Auf "Trouble Maker" vermischen Tim Armstrong, Lars Frederiksen, Matt Freeman und der ehemalige THE USED-Drummer Branden Steineckert ihre wenigen, aber wirkungsvollen Zutaten zu einem soliden, komplementaeren Lebenszeichen.
Frueher einmal waren RANCID eine Band. Heute sind die einstigen Gilman-Punks eher eine Institution. "Trouble Maker" will und wird kein zweites "...And Out Come The Wolves" sein. Mit dieser Einsicht auf dem Papier klingen die siebzehn (oder neunzehn via Limited Edition Release) Songs direkt schonmal eine Spur entspannter. "Fast Track" eroeffnet ungehobelt aber unaufgeregt und laesst auf ein schnelles Ende beziehungsweise den nahtlosen Uebergang zum ersten "echten" Song des neunten RANCID Studioalbums hoffen. "Ghost Of A Chance" enttaeuscht nicht im Geringsten: Fliessende, groovende Drums, klassisches catchy Streetpunkriff, die schlurrende, heisere Stimme von Armstrong vor hymnischer Gangvocal-Kullisse - bäm - sind RANCID zurueck. Die drei Jahre Wartezeit seit "Honor Is All We Know" wirken dank Songs wie "Buddy" oder "Telegraph Avenue" wie inszeniert. Weniger Offbeat, mehr Midtempo-Stomper, so kann "Trouble Maker" praktisch weder links noch rechts ueberholt werden. Im Klartext heisst das: Wer auf "Olympia WA"-, "Red Hot Moon"- oder "Time Bomb"-Niveau hofft, kann sich wieder hinlegen. Ist der Hoerer jedoch bereit Nostalgie Nostalgie sein zu lassen und mit Armstrong und Co ins Hier und Jetzt zu schlittern, der ist mit "An Intimate Close Up Of A Street Punk Trouble Maker" oder dem flockigen Ska-Treat "Where I'm Going" bestens bedient.
Neben Brett Gurewitz sollten auch THE CLASH, SOCIAL DISTORTION, THE SPECIALS und COCK SPARRER als "inoffizielle" Produzenten von "Trouble Maker" aufgefuehrt werden. "Farewell Lola Blue" ist ebenso wie "Make It Out Alive" der zu erwartene Zunder von RANCID im siebenundzwanzigsten Bandjahr: Handclaps klatschen mit Hammondorgel ab, Armstrong kraechzt gegen Powerchords und eine komplett blickdichte Rhythmusfraktion an. "Say Goodbye To Our Heroes" ist eine schoene Ode an Helden der musikalischen Parallele, "All American Neighborhood" schweift in Erinnerungen an die Hardcoreeinfluesse zu "Rancid" Zeiten. Was "Trouble Maker" nicht mit ueberzeugender Hitdichte oder musikalischer Abwechslung befriedigen kann, machen die Gesamtanzahl der Songs oder die Tatsache, dass RANCID weiterhin absolut keinen Bock auf Release-Medientrubel haben, wieder wett.
So ist und bleibt die groesste Ueberraschung um "Trouble Maker" die Tatsache, dass - wo RANCID draufsteht - keinerlei Ueberraschungen noetig sind. Wer immer noch auf dem Schlauch steht, kann sich mit Hilfe des Coverartworks und/oder den ersten zwei Minuten der Platte ueberzeugen: "Well, maybe someday we'll get a new start / You never grow too old to dream / Save the sermon for Sunday 'cause we'll be back one day / You only got a ghost of a chance, my brother - you only got a ghost of a chance".