Plattenkritik

REX BROWN - Smoke on this...

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Info

Release Date: 28.07.2017
Datum Review: 10.09.2017
Format: CD

Tracklist

 

1. Lone Rider
2. Crossing Lines
3. Buried Alive
4. Train Song
5. Get Yourself Alright
6. Fault Line
7. What Comes Around
8. Grace
9. So Into You
10. Best Of Me
11. One Of These Days

REX BROWN - Smoke on this...

 

 

Es ist nicht leicht, neue Veröffentlichungen von bereits berühmten Musikern zu rezensieren. Vor allem dann nicht, wenn die Musiker bereits zum Kreis der „lebenden Legenden“ gehören. REX BROWN darf wohl ohne jede Diskussion zu diesem elitären Kreis von Musikern gezählt werden. Sein Debutalbum „Smoke on this…“ - ebenso wie die Veröffentlichungen seiner ehemaligen Bandkollegen Vinnie Paul und Phil Anselmo - nicht mit den großen Alben vergangener Zeiten zu vergleichen fällt schwer. Vielleicht ist es auch gar nicht möglich. Anselmo, Paul und Brown scheinen ihre individuelle musikalische Nische gefunden zu haben. So bewahren sie musikalische Distanz zu ihrem einstigen Schaffen und schaffen es zugleich nicht aus ihrem eigenen Schatten herauszutreten. Dies von ihnen zu erwarten, wäre aber auch unfair.

Wie klingt nun "Smoke on this..."? Für jene die Spotify noch nicht bemüht haben:

Gleich auf den ersten Blick wird klar woher der groovende, eher am 70s Rock angelehnte, Bass mit den markanten pentatonischen Läufen der PANTERA-Alben herkommt: REX BROWNs Debut ist ein Konglomerat aus LED ZEPP, BLACK SABBATH, PINK FLOYD und LYNYRD SKYNYRD Zitaten, ein bisschen DOWN und etwas KILL DEVIL HILL. Der Monster-Bassist ist auf seinem Solo-Album nun erstmals Gitarrist und Sänger (!), ganz in der Tradition großer Singer-Songwriter wie TOM PETTY – der ähnlich eingängig singt. Das kann man auch von der Musik sagen: Eingängig. Direkt. Schnörkellos.

‚Best of Me‘ ist eine verträumte, leicht melancholische Ballade mit kernigem Refrain und dem Beweis, dass REX zu den besten Bassisten der Rockwelt gehört – ab Minute 02:51 kulminieren Bass und Lead-Gitarre in einem miteinander verwobenen Melodiespiel, dass zwar nur kurz währt, doch verzaubert. ‚Grace‘ ist ein fröhlicher Rock-Song, der an die untergehende texanische Sonne und den Duft nach BBQ erinnert. Das schwere „What Comes Around…“ ist wie geschaffen für große Bühnen, wenn auch die Eclipse fehlt. Für mich der beste Song ist ‚Get Yourself Alright‘ - sieht man von dem unnützen Sitar-Intro ab. Denn textlich könnte die „Steh-Auf-Männchen-Attitüde“ auch als Selbstreflexion zu deuten sein, denn der Basser stand stets im Hintergrund, war nie der Rockstar, wie seine drei früheren Kollegen. Folgende Projekte haben ihn ebenso wenig scheinen lassen, also musste der Mann mit über 50 selbst ran. Somit ist ein ‚Train Song‘ (wenn auch textlich etwas schlicht) zu 100% REX BROWN. Auch der mächtige Opener ‚Lone Rider‘, das an AC/DC und Reißbrett erinnernde ‚Crossing Line‘, der Southern-Rock-Song ‚Buried Alive‘, das eher schwächelnde ‚Fault Line‘, das nicht viel aufregendere ‚So Into You‘ und das epische ‚One of These Days‘ – das ab 01:40 wirklich interessant und ergreifend wird – zeigen, dass sie alle wirklich aus einer Feder stammen. Diese Feder erzählt traurige Geschichten, wütende Geschichten, aber auch solche die von Hoffnung handeln, vom „Leben danach“ - das REX BROWN mit Sicherheit kennt. Sucht, Krankheit, Rausschmiss und hinter den Erwartungen zurückbleibende Verkaufszahlen. „One of these days I´m gonna find you“ – so heißt es im letzten Song und mit einem Schmunzeln denke ich mir: Hat er schon! Er hat zu sich selbst gefunden, die Musik die so sehr zum (ehemals) „REX ROCKER“ passt, wie die derzeitigen (heiseren) Brüllattacken seines ex-Frontmanns zu eben diesem.

Wo wir gerade von Gesang sprechen: REX BROWN ist ein Wahnsinns-Bassist, ein passabler Rhythmus-Gitarrist, aber kein Sänger. Wer großartige Schlenker und vokale Klangakrobatik erwartet, der wird enttäuscht werden. Sehr reduziert auf das Wesentliche – oder vielleicht auch das Machbare – sind die Gesangsmelodien oft sehr eingängig und manchmal auch etwas monoton. Aber: Es ist ein bisschen so, als würde der coole Großvater dir aus dem wilden Buch des RockandRoll vorlesen. Wer also auf story telling und eingängige Tracks steht, dafür aber auf gesangliche Top-Leistungen verzichten kann, der sollte hier zugreifen. Zumindest reinhören. Respekt gebührt REX BROWN in jedem Fall, dass er dieses Album herausgebracht hat, dass von Caleb Sherman extrem fett produziert wurde und von Lance Harvill zum Großteil mitgeschrieben wurde. 

Ich persönlich freue mich als Fan darüber, dass REX BROWN immer noch Musik macht. Natürlich kann auch ich nicht verheimlichen, dass dieses Album auf Dauer so interessant ist, wie NEWSTED oder das Solo-Album von ENTWISTLE. REX BROWN hat sich mit seinem Solo-Album ausprobiert, hier und da etwas daneben gegriffen. Aber man muss ihm zugestehen, dass 'Lone Rider', 'WHat Goes Around' und besonders 'Train Song' extrem hartnäckige Ohrwürmer sind, die einen bis in den Schlaf verfolgen!

 

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.