Ein Twixter zu sein ist nicht einfach. Das weiß auch ROB LYNCH. Auf seinem neuen Album „Baby, I’m A Runaway“ besingt er genau diese Schwierigkeiten. Twixter, das sind die Leute der Generation zwischen 18 und 30 Jahren, die nicht so recht wissen wo sie her kommen und wo es hingeht. Die von Job zu Job tingeln, mehrmals umziehen, sich nicht binden wollen, aber dennoch auf der Suche nach Geborgenheit sind. Die ständig das Gefühl haben irgendetwas zu verpassen und beim Versuch alles mitzunehmen, dennoch bedauern nicht überall gleichzeitig sein zu können. Nicht erwachsen werden wollen, aber trotzdem irgendwann, eines Tages, Verantwortung übernehmen und bodenständig sein - ein Dilemma in dem sich Millionen von jungen Menschen befinden. So auch der 30-jährige ROB LYNCH. „I’ve been feeling like Peter Pan. One day I’ll have to try to be a real man“ singt der Brite im Lied „Youth“. Es ist der vorletzte Song der Platte und fasst das Thema der selbigen zusammen. In „Runaway“ singt Lynch vom Lebensgefühl seiner Generation. Man ist immer auf dem Sprung, feste Beziehungen sind deshalb kaum möglich. Das Bedauern darüber ist groß. Aber jeder hat „Selfish Bones“. Selbstverwirklichung steht im Vordergrund. Man verändert sich auf seiner individuellen Reise, bedauert nicht oft genug daheim zu sein, lässt sich von den Daheimgebliebenen erzählen was sich verändert. Bereit zu heiraten und sesshaft zu werden ist ROB LYNCH aber genauso wenig wie die meisten anderen in seinem Alter. Diese Erkenntnis führt zugleich zum Gefühl des Alleinseins. In „Sure Thing“ spricht Lynch die Sehnsucht nach Geborgenheit aus. Die Suche nach einem Menschen, der einem sagt, dass irgendwie schon alles gut wird. Je länger man unterwegs ist, desto weiter entfernt man sich von den Leuten und dem Ort, an dem die Reise begann. „Closer“ ist ein Apell an alte Freunde den Wanderlustigen besser zu vergessen. Eine Erkenntnis trifft die Brust wie ein Hammer das Eisen: Die Jugend ist vorbei. Nichts ist mehr wie früher. Jeder geht seinen eigenen Weg, man treibt auseinander wie „Tectonic Plates“. In dieser Gemütslage bewegt sich die gesamte Platte. Sie ist ein Narrativ der Zwiespältigkeit, des Verlorenseins, aber auch der Selbstverwirklichung und Freiheit. ROB LYNCH legt seine Gefühlswelt offen. Ehrlich und unzensiert singt er davon, was viele beschäftigt. „Baby, I’m A Runaway“ hat deshalb einen hohen Identifikationswert. So weit zum Inhalt. Musikalisch wäre vielleicht mehr gegangen. „Tectonic Plates“, „Youth“ und „Kings & Queens“ sind ziemlich ruhig. Eine schlichte Akustik Gitarre genügt, um die Stimmung zu unterstreichen. Andere Lieder, allen voran „Prove It!“, kommen flotter daher. Mit Schlagzeug, Gitarre und Bass entsteht ein eher poppiger Sound. Leider ist nicht zu überhören, dass ROB LYNCH nicht der größte Sänger ist. Besonders bei „Good For Me“ sind manche Melodien recht zweifelhaft. Auch den extremen britischen Akzent von Lynch muss man mögen. Andererseits ist der Sound dadurch einzigartig. Wer nach einem unbeschwertem Spaßalbum sucht, ist mit „Baby, I’m A Runaway“ an der falschen Adresse. Die Melancholie, die in den Texten mitschwingt, ist nämlich auch in der Musik deutlich hörbar. Allen anderen, besonders den Twixters, ist das Album wärmstens ans Herz zu legen.