Wer nach zweijährigem Selbstfindungsmarsch durch die Zugabteile, Kneipenkeller und Makeshift-Wohnzimmer dieses Planeten soviel Enthusiasmus wie ROB MOIR ans Tageslicht befördert, der muss einiges richtig gemacht - oder zumindest die wichtigen Aspkete im Leben verstanden haben. Dank "Adventure Handbook" lässt uns der (natürlich) bärtige und (selbstverständlich) Karohemd-affine Kanadier daran teilhaben.
Gerne und viel war der ehemalige Frontmann von DEAD LETTER DEPARTMENT auch in Europa zu Gast - und belohnt die dortigen Käufer direkt mit zwei Bonustracks, die das Ende des Nachfolgers zu "Places To Die" bestimmen. Zunächst gibt sich ROB MOIR nach seinem interkontinentalen Feldzug allerdings romantisch- und tischt mit schüchterner Gitarre verträumte Seemannskost in Zeitlupe auf, die er auch noch kitschig "New Years Eve" betitelt. "Run For Your Life" kommt nach dem sanften Opener wie gerufen: Poppiges Luftschlagzeug, helles Gitarrenpicking und Harmonien, die einfach wie treffend mit "schön" zu beschreiben sind: "I will dive right in" beschwört der Songwriter mit klarer statt versoffener Stimme. Ein schmuckes Pendant zu allen Ragan-Turner-Barry-Kopieisten ist ebenso "Just Ghost", die hallende Ballade im Mittelfeld. Kopfstimme und Mondschein-Snare passen wunderbar vor das flockige "True Love", welches sich von DAVE HAUSE zu REVOLVERHELD und zurück hangelt. Manchmal, aber nicht immer, ist die Unaufgeregtheit von "Adventure Handbook" eben genau dessen Stärke. Wenn "Ports Of Call" erst ruhig im Fahrtwind schunkelt aber sich dann schon mal auf mögliche Festivalcrowds vorbereitet. Oder wenn "Only Ones Here" unschuldig und verschmitzt den perfekten Candlelightdinner-Soundtrack gibt. ROB MOIR tourt auch gern mal mit dem Fahrrad, erinnert hier an die sentimentalen Momente von ROCKY VOTOLATO, da baut er sich sein gemütliches Popquartier aus Wattebäuschen wie "Carry Me Home" und liefert so ein Dutzend formschöne Stücke zum gemütlichen abendlichen Kochen oder sonnigen morgentlichen Kaffee schlürfen. Auf einem Kontinent nach Wahl. Auf das Trio aus Bart, Flanell und Gitarrenkoffer ist eben stets Verlass.