So viele Momente von "Augen Auf" schreien schlicht nach Namedropping. Heute aber werden wir lieber erstmal Zeuge, wie aus dem Punkkeller die Festivalbuehne wird. Oder zumindest werden soll.
Der Ansatz fuer den grossen Schritt ist alle Male gegeben: Was etwa Chicago fuer RISE AGAINST, das ist Duesseldorf fuer ROGERS: Naehrboden, Inspiration und Fundament. "Nie Euer Land" allerdings ist besser als die mittelpraechtigen aktuellen Ergebnisse der US-Politpunker um Tim McIlrath. Inhaltlich top und brisant, musikalisch dynamisch, fetzig und trickreich. "Augen Auf" wird somit zunaechst zum wortwoertlichen Pflichtprogramm fuer alle, die die letzten null bis zehn Jahre in Deutschland nicht unter der Erde verbracht haben. Der Titelsong legt nach und bringt einen ebenso gut gefuellten Rucksack mit an die Startlinie. ROGERS gibt es nicht erst seit gestern, daher geht die Band statt zu zoegern ueber "Los" und teilt diese Information gerne via Neonsticker auf dem Cover.""Augen Auf" = Besser als Vieles!". Oder so aehnlich.
"Helden Sein" wagt den Schritt zurueck. Verflossene Jugend, Melancholie, wackeliges Mitklatschtempo und eine glasige Gaststrophe von Sebastian Madsen erinnern eher unangenehm an "Tage Wie Diese" 2.0. Zwischen Revolution und Familienkutsche kann sich auch "Nachbarn Von Oben" nicht so recht entscheiden - "Einen Scheiss Muss Ich" hingegen schreit mit seinem stoischen Beat und seiner gesunden Naivitaet fast schon nach Trainingsjacken-Dresscode.
"Augen Auf" ist trotz seiner eindeutigen "Verweise" auf die Wurzeln in der Duesseldorfer Szene selten duenn oder aufdringlich. Inhaltlich hangelt sich Frontmann Chri von Sozialkritik zu persoenlichen Bedenken und wirkt nie unsicher oder banal. ROGERS wagen und gewinnen mit ihrem dritten Album im Bezug auf Songwriting und Komplettierung ihres Sounds. Oder Experimentierfreude - je nach Ansicht. Solide, blickdichte (Punk-)Rockmusik. Fuer bekennende Namedropping-Fetischisten und alle, die lieber mit "RIYL" Siegel kaufen: Gruesse, Respekt und High Fives gehen raus an ALEX MOFA GANG, MASSENDEFEKT, JUPITER JONES, BROILERS, KRAFTKLUB und DIE TOTEN HOSEN.