Indie-Rock für Arizona-Hitze – ROZWELL KID haben sich mit ihrer neuen Platte für die Playlisten eurer Grillparties qualifiziert. „Precious Art“ wird seinem Titel mehr als gerecht.
Die Autotür knallt zu, der Motor brummt und aus dem Radio tönt der anfängliche, schnelle Riff von „Wendy’s Trash Can“ – das neue Album der Indie-Kombo ROZWELL KID liefert den Soundtrack für einen Roadtrip quer über die verworrenen Bahnen des Hirns. Die Jungs ziehen blank und damit ist nicht nur ihr Seelenkostüm gemeint: „I’m two days away in a stolen ‘98 Saturn sedan/I’m two thousand miles from the clothes I threw away in a Wendy’s trash can.“
Doch was hat ROZWELL KID in die Flucht geschlagen und hat der alte Saturn Sedan überhaupt ein Ziel? Ungesunde Liebesbeziehungen („Total Mess“) und die Sehnsucht nach gemeinsamen DVD-Abenden mit Tacos („UHF On DVD“) können einen verständlicherweise um den Verstand bringen. Oder dazu, ein wunderbares College-Rock-Album aufzunehmen, vor dem sich selbst oberste Instanz WEEZER verneigen würde.
„Precious Art“ ist ein Schmuckstück für die Indie-Sammlung und Balsam für die geschundenen Ohren kritischer Musikjournalisten. Geduld braucht, wer hier einen irgendwie gearteten Störfaktor ausfindig machen will: ROZWELL KID sind harmonisch, aber edgy; sanft, aber doch noch Punk. Und obendrein sehr amerikanisch in ihrem Sound, ohne kommerziell anzumuten. Nicht jeder Song hat klassischen Hitcharakter, dennoch sind alle Tracks auf ihre Weise eingängig. Wie das geht? Auf "Precious Art" ist alles möglich.
Gut, das Rad haben sie zwar wahrlich nicht neu erfunden, neu sind diese Garagen-Melodien nicht. Zudem klingt Sänger Jordan Hudkins in „Blow It“ wie eine tiefenentspannte Version von Paul Smith von MAXIMO PARK. Aber: Sie haben das Rad ein Stück weit besser gemacht. Ideal, um darauf in einem Saturn Sedan in die Ferne zu rollen.