Sympathisches Feindbild Postrock.
Postrock ist das neue Ventil für instrumentale Virtuosen. Für die, die als Musiker keine Perspektiven aufzeigen oder spezielle Akzente setzen können, die aber ein Gefühl für den Song und das Feeling haben. Eben darum fällt es schwer, eine Postrock-Platte richtig scheiße zu finden: Sie ist halt fast immer gut, fast immer aber auch nichtssagend.
Und man will eigentlich auch gar nichts gegen diesen Freund sagen, dessen Musik man eigentlich total egal findet. Wenn man von ihm dann gefragt wird, ob man denn Lust hätte ihm auf seiner nächsten Show zu unterstützen. Man mag die Musik eigentlich nicht – oder sagen wir, man ist nicht überwältigt von ihr – aber man geht trotzdem hin. Oder man denkt sich eine Ausrede aus, dass man ja an diesem Tag speziell nicht kann. „Ja, da haben wir Familientreffen…sorry, man!“ Es fällt eben schwer, etwas gegen einen Freund zu sagen. Und der kann auch schlichtweg „Leidenschaft“ heißen.
RADARE befinden sich auf dem Label Shark Men Records – ein tolles Label. So eines, wo man weiß, dass da vielleicht 1-2 Typen sitzen, die gerne und viel Musik hören und ab und an auf ne gute Band stoßen, dessen Musik sie dann so toll finden, dass sie es für wert sehen, sie auf ihrem Label zu veröffentlichen. Nicht mehr – nicht weniger. Und manchmal sieht man sie auf allen möglichen Boards, ja sogar auf so wirklich kleinen, wo dann wirklich nur die allergrößten Nerds über ihre nicht minder nerdige Musik debattieren – und sie (also die 1-2 Typen) dann auch noch mitmachen! Hach ja, Utopie Musik aus purer Leidenschaft; und hier plötzlich so zum greifen nahe.
Da muss man RADARE gleich mit mögen. Zumal sie Postrock machen. Das man dann irgendwie ins Bild passt, ja, dieses mitunter dann auch noch beflügelt, ist selbstverständlich. Doch was ist, wenn man diesen Freund dann plötzlich doch mal auf einen Konzert die Hand schütteln muss? Naja, erst mal Situationsbestandnahme: ISIS, CULT OF LUNA, NEUROSIS – anyone? Auf MySpace verweist man noch zudem auf die in diesen Szenengraden ebenso (wobei: zu Recht!) populären BOHREN & DER CLUB OF GORE, und ja, das hört man; wenn es mal ganz leise wird, wenn nur das filigrane Drumming mit, ja, Feingefühl durch das Thema leitet.
Solche Details machen sie dann doch irgendwie sympathisch, im Sinne von speziellER. Ansonsten kennt man das alles. Man kennt sogar das Album irgendwie, bevor man es überhaupt gehört hat. Man wird nur selten überrascht. Aber auch hier macht man gut, was man da macht. Und irgendwie will man diesen Freund dann doch nicht den Abend verderben - zumal man sich für diesen Freund wohl ganz sicher keine Ausrede einfallen lassen muss.