Halb neun Uhr morgens ist zu früh, sehr sogar bei ein paar Kölsch zu viel. Irgendjemand wütet wie ein Derwisch mit Staubsauger durch angrenzende Wohnungen. Das Kommando lautet Bettflucht. Der Tag bietet Aussichten, wie Familienbesuch und Bad putzen. Eine frühe Auszeit ist nötig und das Badewasser wird eingelassen. Das Cover von dem neuen RADIO HAVANNA Album sieht mehr nach Singer/Songwriter aus. Also wieso nicht das Schöne mit dem Nützlichen verbinden und einen gemütlichen Probelauf in warmen Wasser starten.
Im Nachhinein wäre ich lieber mit einen Rosenkranz durch das Kirchenschiff geschlichen oder hätte mir eine Dornenkronen auf die Stirn gesetzt (entschuldigt die Blasphemie). Es ist Punkrock auf dem Niveau besserer Schulbands, was aus der kleinen Box, in der linken oberen Ecke des Bads, dröhnt. Der Sänger versucht seiner Stimme irgendetwas verruchtes und kratziges Abzugewinnen, wodurch es aber mehr angestrengt als gut klingt. Die Texte rezitieren die üblichen Themen, Drogenmissbrauch ('Die Letzten Meter'), Antinationalismus ('Wieder Wer'), Selbstmord ('Nur einen Schritt') und das obligatorische Lied für die Punkrock-Mädchen darf auch nicht fehlen ('Lebenszeichen'). Dabei sind RADIO HAVANNA stets bemüht (siehe Arbeitgeberzeugnis).
Viel wirklich Böses kann man ihnen aber nicht vorwerfen, nur das mit dem Cover nehme ich dem Verantwortlichen übel.
Tracklist:
1.Stimme In Dir
2.Der Weg
3.Unser Film
4.Wieder Wer
5.Was Du Bist
6.Auftrieb
7.Lebenszeichen
8.Die Letzten Meter
9.Jetzt Ruft Einer An
10.Das Ende Der Geschichte
11.Nur Einen Schritt