Endlich Zeit für ein selbstbetiteltes Album, finden die vier Whiskeybros von RED CITY RADIO. Nach all den Touren, Partys und neuen Freundschaften soll immer noch die Musik im Vordergrund stehen. Hoffentlich bemerkt bei all den brodelnden Emotionen auch jemand die Scherbe, die der Punkrockband im Reifen steckt.
Immer wieder dieser Schellenkranz. "Red City Radio" schafft es in der Summe auf elf Songs, von denen "In The Meantime" bereits vorab als Single vorgestellt wurde. Zusammen mit dem absolut feuerfesten "Electricity" wären die Highlights des dritten Albums der Mannen aus Oklahoma dann auch bereits geklärt. Viele recycelte Melodiebögen, dazu setzt Sänger und Flying V-Liebhaber Garrett Dale seine markante, aber hier weniger intensive Gruff-Stimme ein. Immer so, dass es passt - oftmals aber nur so, wie erwartet. Unwesentlich, dass "Stranger" oder "Two Out Of Three Ain’t Rad" (unabhängig vom Schellenkranz) sich auch dem FOO FIGHTERS-Supportslot in der Arena annehmen würden. Was bis jetzt fünfzig ärmellose T-Shirts im Keller zu einer Art Brüderschaft fürs Leben zusammenschweißte, regeln RED CITY RADIO heute mit abgekühlten Streicheleinheiten namens "Let Me In" und "Rest Easy". Das Ergebnis ist nicht nur oft erheblich lapidarer als das Songdynamit zuvor auf "The Dangers Of Standing Still", auch wirken RED CITY RADIO erschöpft und verunsichert.
Nimmt man sich die Lyrics zur Brust, werden Hintergründe zu Zweifeln und Gefühlsduseln deutlicher. Das Leben mutiert zum unfairen Arschloch und stellt sich einem in den Weg. "Red City Radio" scheint jedoch eher die starke Schulter zu suchen als selber Köpfe rollen zu lassen. "I just wanna get high and play my fucking guitar" explodiert Dale bei "In The Meantime" in gewohnter, Raum einnehmender Manier - dass man genau diesem Wunsch sofort und für immer an Dales Seite nachkommen will. Für weitere Konfrontationen dieser Art aber bleibt der Nachfolger zu "Titles" einfach zu still sitzen.