Das Duo aus Graz erinnert mich beim ersten Hörgang schwer an die längst aufgelöste deutsche Band ULME und KARMA TO BURN. Die Gitarren sind jenseits des dropped d und legt scheinbar sehr viel Wert auf stark Rhythmus betonte Gitarrenriffs. Melodien gibt es eigentlich nicht und man bewegt sich taktlich im half-time, wird zwar auch zwischendurch etwas flotter, kehrt aber dann stets auf eine langsame Gangart zurück, ohne dabei an Härte zu verlieren. Wie ich nun auf KARMA TO BURN komme, kann ich so erklären, dass nicht nur die Musik mich partiell an jene US-Truppe erinnert, sondern auch der Eingangssong Phantomschmerz der gänzlich ohne Gesang über vier Minuten vor sich hin holpert (bis auf white dress sind eh alle Lieder recht lang). Auch in den anderen Songs, wie white dress oder the flow ist der Gesang nur schwer zu vernehmen. Das liegt daran, dass er extrem leise unter die anderen Instrumente gemischt ist und auch nicht die ganze Zeit des Songs vorhanden ist.
Entweder ist dies Zufall oder aber REFLECTOR nutzen ihre Stimmen, als eine Art Synthesizer, sprich als unterstreichendes Instrument, welches nicht im Vordergrund stehen soll. Das wäre ja mal ne geschickt ausgeknobelte Geschichte und würde wiederum hinsichtlich dieses Aspektes an TOOL erinnern. Nun, die Produktion ist nicht der Renner, die Gitarren klingen gut, aber mir zu dumpf, das Schlagzeug entbehrt den Tiefgang, auch wenn das Spiel an sich, nicht das Schlechteste ist. Insgesamt fehlt mir in de Klanggebilde der letzte Kick, den (auf meine Person bezogen) derartige Kunst-Musik benötigt, damit ich mich in ihr verlieren kann. Es fehlt der Reiz, das Besondere, das ich schlecht in Worte fassen kann. Definitiv kein schlechtes Scheibchen und die Grazer sind ja nun auch schon mit mehreren Veröffentlichungen seit Jahren dabei, aber für mich individuell leider nur durchschnittlich. Vielleicht müsste ich andere Platten von ihnen zum Vergleich heranziehen.
Bonuspunkt: Auf den Bildern haben Andreas Heller (Gitarre/vocals) und David Reumüller (Schlagzeug/vocals) die gleichen Bärtchen. REFLECTOR schaffen es allerdings außerdem, trotz einer subversiven Langeweile, die bei mir auftrat, mein Gemüt trotz Sonnenscheins zu verdunkeln, denn ihre Musik ist tief und deprimierend anklagend und entbehrt jegliche Art von Freude. Atmosphäre hingekriegt, sehr schön! REFLECTOR hören sich an, wie sich ein Film von David Lynch ansehen lässt mit vielen Fragezeichen und Verstörtheit (positiv!).
Tracklist
1. Phantomschmerz
2. The flow
3. Into the great arbitrariness
4. White dress
5. Disillusion
6. Sunset striü
7. Lukas
8. Hate song
9. Love song
Label:
Interstellar Records
Noise Appeal Records