”at the end you’ve watched me rise more than four hundred thousand times - Der erste Satz mit dem REMEMBER ihr Debütalbum “Chuzpe” beginnen, ist gleich irgendwie wörtlich zu nehmen. Eine Demo auf dem DIY-Weg, eine Download- und 7“ EP via Rising Riot Records und nun eben „Chuzpe“. Und stets wuchs man. Nicht nur auf Platte, auch auf der Bühne. Und jetzt, jetzt scheint man seinen Platz gefunden zu haben: In einer düsteren Ecke, gefüllt mit abgründigen Gedanken und einem absolut kompromisslosen Sound der Vergleiche zwar nicht scheuen muss, aber eigentlich auch gar nicht nötig hat und nur in leeren Phrasen enden würde. Eine muss aber doch herhalten: „Chuzpe“ ist definitiv eines der besten deutschen Hardcore-Alben des Jahres.
Und das liegt an vielen Faktoren. Zum ersten haben REMEMBER die dramaturgische Aneinanderreihung der Songs absolut perfekt abgestimmt. Intro / zwei Songs / „Won’t Stop“ von der ersten Demo / Interlude / zwei Songs / „Wreck“, den stärksten Song von „Death To All Of Us“ / 3 Songs / Ende. Schon allein dadurch, dass „Won’t Stop“ und „Wreck“, also zwei ohnehin schon sehr gute Songs, hier dem düster, dreckigen Gesamtklang angepasst wurden und trotzdem eben bekannte Songs bleiben, stellt sich schnell ein gewisser Hit-Effekt ein. „Wreck“ zum Beispiel mit seinem nervösen Gitarrenspiel und dazu addiertem Intro reiht sich perfekt dem Untergangs-Szenario von „Chuzpe“ ein, während „Won’t Stop“ weiterhin der fiese Reißer bleibt, der er schon auf der Demo war. Der andere Faktor wäre, dass „Chuzpe“ über einen so kaputten, kompromisslosen und intensiven Sound verfügt, dass der Hörer gleich mit dem „Resurrection“ gefangen wird. So intensiv klang in Deutschland zuletzt GOLDUST, wenn auch auf andere Art und Weise. Bei REMEMBER steht noch immer irgendwie der Punk im Vordergrund, was man auch deutlich hört. Der Sänger schreit fast am Limit, was jedem einzelnen Song absolut gut tut und dank der heiser, wütenden Stimme von Song zu Song mehr an Intensität gewinnt, während Gitarrenspiel, Schlagzeug und Bass immer in den richtigen Momenten die richtigen Töne anschlagen und stets das Tempo beibehalten. Man schaukelt sich auf diese Art und Weise weiter hoch, baut Spannung auf, vertont Wut und Hass gekonnt ohne aufgesetzt zu klingen und hält immer wieder an diesem Element fest, welches „Chuzpe“ durchzieht und zusammenhält: Kompromisslosigkeit. Und worin endet das? In einer fast Angst einflößenden Wand aus Geschrei und Instrumenten wie „Statues“ ab ca. Minute 1.45, in einem beeindruckend energischen Hit wie „Restless“ und einem nahezu genial anmutenden Schlusslicht namens „Realm“. Und das Schlimme daran: Man könnte zu Recht über jeden Song auf dieser Platte genau so schreiben, aber selbst das würde den Sound nicht ausreichend beschreiben können. Das mag, gerade bei einer deutschen Band, arg übertrieben klingen, aber gerade deshalb ist „Chuzpe“ entgegen seiner Bedeutung keine Frechheit, sondern eher eine großartige Überraschung.
Tracklist:
1. Intro
2. Resurrection
3. Trees
4. Won’t Stop
5. Chuzpe
6. Restless
7. Moving Backwards
8. Wreck
9. Take Your Head
10. Statues
11. Realm
12. Outro