Das Format Album erlaubt auch immer das Erzählen von Geschichten, das mitnehmen auf Reisen. Nicht jede Band nutzt diese Möglichkeit, für viele heißt Album einfach nur mehr Songs als EP oder Single. Bei REVIVAL HYMNS wirkt es hingegen wieder völlig selbstverständlich, wenn Songs ineinander fließen statt aneinander gereiht zu werden. Wenn der Hörer sich nur selten dazu entschließt, einzelne Songs herauszupicken; denn er freut sich viel eher über das Gefühl, nach mitnehmen sämtlicher Etappen dieses Gefühl zu haben, eben am Ende einer solchen Reise zu sein.
„Feathers“ erinnert da in seiner Ästhetik und von seinem Gefühl an die auf Zugfahrten und Wanderungen durch fremde Städte und Gefilde nicht zu missenden CULT OF LUNA, obwohl stilistisch eher eine Brücke hin zu JUNIUS geschlagen werden sollte. Auch hier sind einen Shoegaze und Postrock die besten Freunde, die Band findet sich zwischen ausufernden, träumerischen instrumentalen Passagen und eingängigen Refrains und Chören. Gefallen tut hier vor allem die Liebe zum Detail in Form von kleinen instrumentalen Alternativen wie Bläsern, Klavier oder einem subtil gesetzten Xylophon, wunderbar ausgearbeitete Spannungsbögen, oder einfach nur, wenn REVIVAL HYMNS wieder rechtzeitig ihren Weg zur Zugänglichkeit finden und das liefern, was man gemeinhin als „Ohrwurm“ bezeichnet. Wobei: Die liefert fast schon eher die instrumentale Fraktion, denn trotz bemühter Chorusse sind es vor allem die kleinen Verspieltheiten im Sound, die hängen bleiben.
Unnötig zu erwähnen, dass hier von vorne bis hinten jeder Baustein prallgefüllt mit Leidenschaft zu sein scheint. Doch davon lebt dieses Album: Von dieser kuscheligen Nähe einer Show im kleinsten Club der Stadt, von der Natürlichkeit von Musik, die Musikern das Denken, aber nicht das Fühlen verbietet. Bei solchen Formulierungen schreit natürlich das Phrasenschwein, doch wie war das noch mal? Der Mensch sucht und schätzt das Vertraute. Und REVIVAL HYMNS könnten nicht weniger für mich an bekannten Gefühlen in Form von Erinnerungen an kleinen-großen Momenten anecken. Und das gleich auf dem Debüt in einem nicht unbedingt neuerfindenden, aber doch irgendwie frischen Gewand. Stark!
Tracklist:
1. Arms Replaced with Steel
2. Path of Grace
3. O Stranger
4. Spew
5. J'Adore
6. Enough to Me
7. Crusoe Metamorphosis