Plattenkritik

Revolverheld - In Farbe

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Release Date: 12.03.2010
Datum Review: 13.03.2010

Revolverheld - In Farbe

 

 

Für Karen, für immer!

Wer kennt nicht diesen kleinen Hunger zwischendurch, diese rumorende Lücke im Magen, die nur mit fast food geschlossen werden kann und bei Entdeckung auch konsequent geschlossen wird. Eine solche Deluxe-Version des Appetizer für zwischendurch übertragen auf die deutsche Rockszene stellen die Hamburger REVOLVERHELDen dar, die nach munter drauflos im Sinne von „Generation: Rock“ und vielen Selbstzweifeln in ihrer „Chaostheorie“ für jeden offensichtlich das Partymachen für sich entdeckt haben. Und das „In Farbe“, allerdings mit schwarzen Untertiteln. Allein das komische Artwork ihres dritten Albums bedient die Interpretationsfähigkeit, denn die hübschen Fünf schmeißen vordergründig mit guter Laune und Farbenfrohsinn nur so um sich. Im Hintergrund jedoch lauern sie, die Schatten des Alltags, die Momente, die nicht eben mal so zu erschließen oder zu begreifen sind. Wer anfängt, über den tieferen Sinn der geschwängerten Symbole nachzudenken, wird spätestens mit dem Eröffnungstrack „Ich werde nie erwachsen“ aus der Beanspruchung des Gehirns gerissen, da musikalisch wesentlich simpler gestrickt wird. „In Farbe“ bedient das simple Vers-Refrain Schema und REVOLVERHELD schreiben damit Songs, die sofort im Ohr hängen bleiben, und das dauerhaft, wobei eine Runde genügt, um die Ohrmuschel Gegend kennen zu lernen. Die Senkrechtstarter gehen wieder abwechslungsreicher als noch zu „Chaostheorie“ Zeiten vor und setzen beim klaren, nicht überproduzierten Sound auf ihrem selbstbetitelten Debüt auf, ohne jedoch das Kalkül des gierigen Absatzmarktes offensichlich zu vermitteln. Gegen ein im Vordergrund stehendes Schielen auf die Verkaufszahlen spricht auch der angenehme Härtegrad dieser Rockscheibe, dessen eingeschlagene Gitarren Licks so manchem Teenie den Schlüpper wieder hochziehen lassen. Darüber hinaus verstärkten die Sunnyboys „In Farbe“ mit kleinen elektronischen Schmankerln, orchestralen Tönen und einem fetten Beat. Letztlich steckt das Album voller Ideen, die aber immer geradlinig im Kontext „pick dir einen raus und veröffentliche ihn als Single“ gehalten werden. Herausragend neben den tiefgründig angesetzten, aber oberflächlich abgeschlossenen Texte (die Horoskopen ähneln) ist die Stimme der Hamburger, ohne diese angeraute, glasklare und unbefleckte Schönheit im Gesang wären die anderen heute wohl unter dem Banner WASSERPISTOLENVERSAGER auf der Reeperbahn unterwegs. Wer etwas mit Deutschrock anfangen kann und den Gang zum viele satt machenden Mainstream nicht scheut, kann mit REVOLVERHELD bedenkenlos mitfeiern, zumal mit dem bereits ausgekoppelten „Spinner“ und dem etwas aus der Art schlagenden „Darf ich bitten“ (das eigentlich als Song 2 auf „In Farbe“ stehen müsste...) mindestens zwei lupenreine Hits ihren Platz in der Setlist gefunden haben.

Tracklist:
1. Ich werde nie erwachsen
2. Spinner
3. Mein Leben ist super
4. Halt dich an mir fest
5. Immer einen Grund zu feiern
6. Alles anders
7. Darf ich bitten
8. Keine Liebeslieder
9. Alles wird gut
10. Die Liebe liebt mich nicht
11. Laute Menschen
12. Um unser Leben
13. Hamburg hinter uns

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Clement

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Ich fühle mich zu alt