Seit nunmehr zehn Jahren existiert die Band aus Sheffield um das Geschwisterpaar Eva und James Spence mittlerweile und beschenkt sich zu diesem Jubiläum selbst mit dem Release ihres vierten Albums „Grievances“ über Holy Roar Records.
Gut drei Jahre nach dem Vorgänger „Astrea“ folgt nun mit „Grievances“ ein sehr düsteres und kompaktes Album. Obwohl von der Grundbesetzung der Band ausschließlich die Geschwister Spence übrig sind, hat man den Eindruck, dass die Band ihren Sound gefunden hat. So knüpft „Grievances“ an seinen Vorgänger an, ohne jedoch jemals zu stagnieren. Die Produktion wirkt etwas voller, ist aber dennoch rau genug, um den wüsten Ausbrüchen der Band den richtigen wumms zu verleihen.
Gleich der Opener „Estranged“ explodiert ohne jede Vorwarnung in die volle Ladung Mathcore, beweist aber nach dem ersten Break auch eine neue Facette der Band auf diesem Album: Der Mathcore tritt häufig etwas zurück, das Chaos scheint nicht mehr zu regieren, sondern weicht des Öfteren zu Gunsten von groovendem Hardcore.
Das Rolo Tomassi ihre explosive Mischung aus Mathcore und Post – Hardcore in den letzten zehn Jahren perfektioniert haben, beweisen sie unter anderem im dritten Track „The Embers“, der mit sehr starkem Schlagzeugspiel und einem fast poppigem Zwischenteil punkten kann, und in der ersten Single „Stageknives“. Warum gerade dieser Song als erste Auskopplung gewählt wurde, wird schnell deutlich: Es ist einfach ein sehr dynamischer, moderner Hardcore/ Screamo Song, der Rolo Tomassi 2015 in knapp vier Minuten gut erklärt.
Doch das Grievances insgesamt – vom Artwork, über die Texte, bis zur Musik – wirkt wie aus einem Guss, ist nicht nur der harten Seite der Briten zu verdanken, sondern auch, oder vor allem, den epischen Post – Rock Momenten der Platte. Oft vom Klavier getragen, verleihen sie dem Album Tiefgang und Dynamik. Denn gerade im Wechselspiel mit den sehr ruhigen Passagen des Albums entwickeln die Ausbrüche von Frontfrau Eva Spence eine ungeheure Intensität. Besonders zu erwähnen sind hier das sehr sphärische „Raumdeuter“ und das ausnahmsweise größtenteils von James Spence gesungene „Crystal Cascades“.
Nachdem mit eben diesem „Crystal Cascades“ und dem fast klassischem „Chandelier Shiver“ das Tempo sehr raus genommen wurde, folgen zum Abschluss mit „Funereal“ und „All That Has Gone Before“ noch einmal zwei ganz besondere Highlights:
So werfen Rolo Tomassi zum Abschluss noch einmal alles in die Waagschale, so dass vor allem der letzte Song vielleicht zum Besten der gesamten Platte wird. Wenn die, auf diesem Album mal wieder beeindruckende, Sängerin die Worte „We can´t be loved as we are“ zuerst mit voller Inbrunst und Verzweiflung keift, nur um sie dann nach dem Break noch einmal vorzutragen, nur dieses Mal mit dieser glockenhellen, verletzlicheren Stimme, dann ist Gänsehaut fast garantiert.
Abschließend kann man nur festhalten, dass den vier Jungs und dem Mädel aus Sheffield hier ein wirklich beeindruckendes Album gelungen ist, das dafür gemacht ist, es am Stück und aufmerksam zu hören. Denn dann zieht „Grievances“ den Hörer immer tiefer in seinen Bann und hinterlässt am Ende den Eindruck wirklich eine Reise gegangen zu sein.
Und wenn einen die Stimmung des Albums schon runterzieht, dann freut man sich hinterher wenigstens, was für ein starkes Album man da gehört hat!