Was tun, wenn die Arbeit einen überhaupt nicht mehr zum Schreiben kommen lässt? In Zukunft kürzer fassen. Ich versuch's mal, auch wenn es in diesem Fall schwer fällt, geht es doch zumindest für mich um DIE Hardcore Band der Stunde.
Arizonas RUN WITH THE HUNTED haben mit "Destroy All Calendars" ohne Zweifel eine der besten EPs der letzten Jahre veröffentlicht. Nun die spannende Frage: kann der Fünfer die markerschütternde Intensität des Vorgängers auch über die Länge eines gesamten Albums halten?
Nach einem geradezu beängstigend fiesen Intro, geht es ohne Umschweife zur Sache. "Magna Cum Laude" stürzt rasend schnell aus den Boxen, den klassischen Hardcore-Strukturen wird wie auf dem Vorgänger eine ordentliche Portion Hysterie und Hektik begemischt. Sänger Drew bestätigt einmal mehr, dass er jeden seiner Kollegen mit Links in Grund und Boden schreit. Kranke Sau. Die Breaks sitzen wie Axthiebe, die Gitarristen hauen ein Weltklasse-Riff nach dem nächsten raus und die Rhythmus-Sektion prügelt mit barbarischer Härte um sich. Der grenzenlose Hass von THE HOPE CON, die klassischen Strukturen von STRIFE, die Wucht von TURMOIL, der Groove von SNAPCASE, die Intensität von 108, die Durchgeknalltheit von CONVERGE, das Melodiegespür von FADED GREY - "S/T" vereint all diese Elemente zu einem einzigartigen Cocktail, der gleich nach dem ersten Hören so was von im Kopf bleibt. Aber RUN WITH THE HUNTED wären nicht RUN WITH THE HUNTED, wenn sie nicht auch noch die kleinen Fallen, die eine volle Album-Länge birgt, locker umgehen würden. Im Mittelteil setzt man immer mal wieder auf etwas atmosphärischere Parts. Lahmarschig klingt das trotzdem nicht - ganz im Gegenteil: Spannung wird bis zum Zerreissen aufgebaut und entlädt sich in wahrlich unglaublichen Emotionsausbrüchen. Man höre sich nur mal den Übersong "Synesthesia" an - Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn. Als würde eine Abrissbirne in ein Hochhaus-großes Aquarium krachen. Der Groove von "Double Zero" - pervers, das Ende von "Signs Of Life" - episch. Und dann kommt auch noch ein Rausschmeißer um die Ecke, der bestialischer nicht sein könnte. "Reversal Of Fortune" ist wohl die fieseste Mid-90's Stakkato-Attacke seit DISEMBODIED. Ein disharmonisches, redundandes Riff, ein Groove wie eine Dampfwalze und über allem trohnt Drews zerstörerische Stimme. Aber auch hier bricht am Ende Licht durch die Wolken und man gibt sich in Form eines mächtigen Hooks (wie es THE HOPE CON auf "Endnote" zelebrierten) halbwegs versöhnlich. Erstmal durchatmen.
Das mit dem Kurzfassen hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt, aber egal, nächstes Mal. RUN WITH THE HUNTED schaffen das Unmögliche und setzen das Niveau des Vorgängers konsequent fort, entsprechend rampuniert sieht die Repeat-Taste mittlerweile aus. Ich kann mich nur wiederholen: für mich die beste Hardcore-Band weit und breit. Überragend.
TRACK LISTING:
1. Introspective
2. Magna Cum Laude
3. Double Zero
4. Sycophant
5. Occam's Razor
6. I Will Make This World Without You
7. Synethesia
8. Silent Conversations
9. Signs Of Life
10. Silverfish
11. Reversal Of Fortune