Was machen Rockmusiker eigentlich, wenn ihre Band gerade eine Pause einlegt oder sie einfach noch freie Kapazitäten haben? Richtig: sie gründen eine neue "Supergroup" und bauen sich dadurch ein zweites Standbein auf.
So geschehen bei SAINT ASONIA. Nachdem im Frühjahr 2015 erste Gerüchte auftauchten wurden diese im Mai endgültig mit dem Release der ersten Single "Better Place" bestätigt. Das Line-Up liest sich wie ein who-is-who der Alternative-Rock-Szene: Adam Gontier, der bis 2013 Sänger bei THREE DAYS GRACE war leiht dem neuen Projekt seine markante Stimme. MIKE MOSHOK nutzt die Pause seiner Band STAIND um sich nun musikalisch an der Gitarre in SAINT ASONIA auszutoben. Drummer Rich Beddoe verließ ebenfalls 2013 seine Stammband: FINGER ELEVEN. Und auch der vierte im Bunde, Bassist Corey Lowery ist kein unbeschriebenes Blatt. Unter anderem war er Teil von STILL RAIN, STEREOMOD und DARK NEW DAY.
Doch wie hört es sich nun an, wenn vier gestandene Musiker ihre Stile und "die kombinierten Kräfte von 25 Top Ten Singles und 17 Nummer Eins Hits", wie es die Band selbst umschrieb, in einer neuen Gruppe vereinen? Genau so wie man es sich vorstellt. Das Genre kann auch weiterhin als Alternative-Rock beschrieben werden. Jeder der Männer bringt das gewisse etwas der vorherigen Bands mit in diese neue Gruppe. Mushoks harte Riffs, Beddoes treibende Drumparts und Lowerys perfekt abgestimmtes Bassspiel sorgen für eine solide Instrumentalgrundlage, die durch Adam Gontier vervollständigt wird. Durch den starken wiedererkennungswert in Gontiers Stimme und die Songstrukturen erinnern die Werke stark an THREE DAYS GRACE.
Das Album beginnt mit der Single Auskopplung "Better Place", Gontier singt davon sich nicht runterziehen lassen zu wollen und wieder auf die richtige Bahn zu kommen, sicher auch eine Anspielung auf das mittlerweile besiegte Suchtproblem des Kanadiers. In "Blow Me Wide Open" kommt verstärkt der Einfluss von Gitarrist Mike Mushok zum Vorschein. In der Strophe etwas düsterer als die anderen Songs geht auch dieses Lied im Refrain wieder in die typischen THREE DAYS GRACE Strukturen über. "Let Me Live My Life" hat absoluten Ohrwurmcharakter. Natürlich dürfen auch die ruhigeren Songs und Balladen nicht fehlen: während "Even Though I Say", "Waste My Time" und "Leavin Minnesota" keine große Begeisterung verursachen, sticht "Try To Catch Up With The World" heraus. Der fast zerbrechlich wirkende Gesang und eine gewisse Verzweiflung in der Stimme, sowie die exzellente Begleitung an der Gitarre machen Song neun zu einem der Highlights auf SAINT ASONIAS Erstlingswerk.
Nach 11 Songs erwarten den Hörer dann noch vier Bonustracks. In "I Don't Care Anymore" rechnet Gontier noch einmal mit der Vergangenheit ab und zeigt, dass er sich in seiner aktuellen Position wohl fühlt ("I don't care what you say cause everday I'm feeling fine with myself"). "No Tomorrow" treibt das Tempo noch einmal in die Höhe. Mit "Voice In Me" und einer Akustikversion von "Fairy Tale" neigt sich das Album nach 58 Minuten dem Ende zu.
SAINS ASONIAS erstes Album wird THREE DAYS GRACE-Fans sicher gefallen. Und auch für Fans von STAIND und FINGER ELEVEN dürften die Songs eine nette Ergänzung sein. Für ihr nächstes Werk sollte das Quartett jedoch darauf achten, den Stil zu ergänzen und leicht zu verändern, denn so ist es sehr schwierig den Unterschied zwischen SAINT ASONIA und den frühen THREE DAYS GRACE auszumachen. Dass SAINT ASONIA kein Projekt nur für ein Album sein soll, machte Gontier in einem Interview deutlich: „Wir planen nicht nur ein oder zwei Platten aufzunehmen. Wir wollen fünf Scheiben einspielen, ein ganzes Werk hinterlassen und hunderte von Shows zelebrieren. Wir werden uns den Hintern abarbeiten, versprochen!“