Ich bin mir nicht sicher ob ich nach dem Hören dieses Albums Hoffnung oder Resignation verspüre. Auf jeden Fall lässt mich „Schmaltz“ nicht kalt. Was SPANISH LOVE SONGS sich an Pathos, Selbstreflexion in einer verzweifelten Lage aus der Seele singen lässt definitiv niemanden unberührt. Egal ob man als Zuhörer_in eher zur Lyrics- oder Musikhörer-Fraktion gehört. Schmaltz hört sich nach einer knallharten Abrechnung mit sich selber aus. Bildliche und alltägliche Sprache, ehrlich und kehlig ins Mikro gesungen, teilweise mit letztem Atem geschrien.
Eine gewisse Note MENZINGERS ist nicht abzustreiten, ebenso der Soundcharakter von Chicago-Punkbands aus den späten 90er Jahren: melancholisch und melodische in gleichem Maß. Das Power-Riff und der eingängige Refrain in "Buffalo, Buffalo" hätte 2002 von NEW FOUND GLORY oder SUM 41 kommen können. Die meisten Songs haben keinen eindeutigen Refrain, es geht hier aber vor allem um die Themen und die Energie. In „Otis/Carl“ und "Joana, In Five Acts" versüßt ein mildes Keyboard den Song mit einer Popnote.
Während der Kampf mit Depression und Alpträumen dominiert, darf die Hoffnung und der Wille der Besserung nicht fehlen, etwa in „The Boy Considers His Haircut“. Zwischendurch wünsche ich mir, dass Sänger Dylan Slocum es schafft sich von allen Selbst- und Fremderwartungen zu befreien, von seiner versifften Couch aufsteht und sich einen Spaziergang in der Frühlingssonne gönnt. Und eine Frisur, die nicht von Nazis geprägt wurde.
Sehet und höret selbst: SPANISH LOVE SONGS - Buffalo, Buffalo
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