An Tagen an denen der Regen nicht aufhoert aufs Fensterbrett zu prasseln schreibt Ryan Scott Graham die besten Songs. Oder die Meisten. Oder die Schoensten. Oder gleich "Nearsighted", das zweite Album seines musikalischen Indierockprojektes, welches kunterbunt und dauergrau in einem ist.
Fuer den zweiten Longplayer hat sich der STATE CHAMPS Basser noch besser vorbereitet - und vor allem Zeit gelassen. Die Songstrukturen von "Your Love It Runs" oder dem eleganten Opener "Have I Changed" belohnen den Multiinstrumentalisten fuer seine Geduld: Slidegitarren streicheln ueber Harmoniestimmen und synthetisches Schlagzeug ohne verloren zu wirken - generell passieren SPEAK LOW IF YOU SPEAK LOVE eindeutig fernab von simplen Akustikgitarren und Standard-Solo-Folk-Ausfluegen. Die Single "Enough" klingt nach Coffeeshop-Radio, nur in gut. Toll instrumentiert und verschachtelt baut Graham ein cleveres Geruest um den Groove des Songs, bevor er im naechsten Moment mit "Contrasting Colors" die Melancholie zurueck in Boot holt. "Swirling like oceans apart from each other / You and I may never be lovers" .
Auf "Nearsighted" treten Piano und programmierte Beats an gegen Momente zwischen DASHBOARD CONFESSIONAL und EDITORS. Das Dutzend Songs, das Graham fuer den Nachfolger von "Everything Bu What You Need" arrangiert hat, ist dank seiner liebevollen und variablen Produktion mehr als fluffige Indiepopunterhaltung. "Circle Spinning" findet sich am Steuer in Richtung Sonnenuntergang wieder, waehrend "Hold Me Now" beinahe bei LUKE SITAL-SINGH anklopft. Vielseitiger als STATE CHAMPS, mit Fokus auf Catchyness statt verkopftem Konservensound - sich neben seinem Fulltimejob als Warped Tour-Poppunker zu behaupten schafft Ryan Scott Graham auch mit dem zweiten Streich seiner Emo-Bandname-Erstplatzierung - SPEAK LOW IF YOU SPEAK LOVE - locker.