Sonne nervt? Alle anderen immer nur gut drauf? Zum Glück gibt es SWAIN und ihren „Negative Space“.
Wenn das Labelinfo zur Platte ein wenig hochgegriffen davon spricht, SWAIN hätten mit ihrem dritten Album „den Halt geschaffen, nach dem eine Depressions-geplagte Generation lange gesucht hat“, dann möchte man meinen: Oha. Um den ebenfalls versprochenen Hoffnungsschimmer nicht zu verpassen, muss man dann schon sehr genau hinhören: In „But Then What?“ beispielsweise, wenn die Stimmung im Schlussteil tatsächlich etwas hoffnungsvoller, beinahe fröhlich wird. Abgesehen davon dominiert eher eine Art lethargischer Schweremut. Das Tempo ist zumeist balladesk, die Instrumentierung erstaunlich breit (unter anderem Hammondorgel, Glockenspiel, Akkordeon, Tamburin, Schellenkranz, Cabasa) und mit CASPER (ja, der) und Jeremy Bolm (TOUCHÉ AMORÉ) konnte man zwei namhafte Gastsänger gewinnen. Wenn man dann noch bemerkt, dass das Album wie auch schon der Vorgänger von Produzentenlegende J. Robbins (JAWBREAKER, AGAINST ME!, MODERN LIFE IS WAR) aufgenommen und abgemischt wurde, ahnt man, dass die vier niederländischen Wahlberliner ein gewisses Standing in der (internationalen) Szene alternativer Rockmusik innehaben müssen. SWAIN haben dabei in ihrer kurzen Geschichte eine beachtliche Soundwandlung durchgemach: Vom Verzweiflungs-Hardcore auf dem Debüt „Howl“ (2015), über Neo-Grunge auf „The Long Dark Blue“ (2016) bis hin zu „Negative Space“ und seinem – ja, was eigentlich? Post-Grunge? Jedenfalls wird kein einziges Mal geschrien, Frontmann Noam Cohen gibt stattdessen den Crooner. Laut verzerrte Gitarrenriffs gehören ebenfalls der Vergangenheit an. Stattdessen gibt es zumeist trübsinnigen und sehr zurückgenommenen Indierock, der in seinen besten Momenten wie ein Querschnitt aus den 90ern klingt, ansonsten allerdings dicht an der Grenze zur Belanglosigkeit entlangschrammt. Positiv im Gehör bleiben neben dem schon genannten „But Then What?“ noch das angenehm groovende „Big Dumb Boy“ und das coole „Hit Me Till I Break My Bones“, welches sich neben einer gefälligen Melodie gegen Ende sogar etwas Lärm erlaubt. Und dann wäre da noch der Rausschmeißer „Strange Light“, in dem Cohen endgültig zeigt, was für ein herausragender Sänger er ist. Zusammen mit dem wunderschönen Violinenoutro sorgt er so für ein versöhnliches Ende.
Insgesamt wirkt das Album dann aber doch zu zerfahren und schwermütig, als dass die wenigen lichten Momente für ausdauernde Begeisterung sorgen könnten. Eine fraglos hochtalentierte Band mit einem trotzdem nur durchwachsenen Werk. Bei der Entwicklung darf man trotzdem auf den nächsten Schritt gespannt sein.