Jung und angepisst sein zahlt sich wieder aus. Wer zudem noch zwei bis drei Akkorde greifen kann sichert sich nicht unbedingt eine Zukunft, aber ganz sicher einen Platz im Herzen aller europaeischen Garagenpunkhungrigen.
"The Long Dark Blue" findet irgendwo zwischen Bongrauchen, Klassenfahrt und Stinkefinger statt. Das Surfbrett steht zwar im Schuppen - aber verstaubt zusehends, denn erstmal sind Freunde und Musikmachen wichtiger. "Hold My Head" trieft vor fettigem Haar und Schweiss, bis die fast schizophren gegeneinander steuernden Gesaenge sich auf NIRVANA und eine Art schleppenden Hardcore einigen koennen. Unverschaemt, wie SWAIN in die bloss einhundert nackten Sekunden auch noch ein Klavieroutro druecken. Dann "Half Asleep / Half Awake" und "Faze Me": rabiat, roh und ruecksichtlos. Wenig Melodie, dafuer umso mehr Kampfansage kommt aus der Kehle von Noam Cohen, die in Momenten stark aber angenehm an Dan Yemin erinnert. FIDLAR stossen gewohnt vorlaut und selbstbewusst auf "Punkrock Messed You Up, Kid" an, bevor "Never Clean My Room" mit verschwommenem Post- oder beinahe Emocore ueberrascht. Nicht nur hier zeigen die Hollaender ihre Vielseitigkeit und eine amtliche Portion Durchsetzungskraft. Auch "Kiss Me Hard" findet von der melancholischen Gitarre bis zum kernigen Chorus Abnehmer von Punk bis Collegerock, "Seen A Good Man (In A Bad Mood)" begraebt dann beinahe alle Hardcorereferenzen, die die Wahlberliner fuer das Endprodukt von "The Long Dark Blue" zusammen mit Produzent J. Robbins (u.a. THE PROMISE RING, JAWBREAKER, COLISEUM, JETS TO BRAZIL) abgeschliffen haben. Bemerkenswert, wie ueberlegen und tiefenentspannt SWAIN dabei klingen (koennen), obgleich das Trio mit kranken Spaceriffs oder RADIOHEAD-Momentum ans Werk geht. Eine knappe halbe Stunde so kreativ und doch schluessig zu vertonen und dabei ein Referenzfeuerwerk nach dem naechsten loszulassen - un-ver-schaemt. "You're Not Special" roehrt und knarzt und braucht nur verstoertes Klavier und angezerrte Gitarre zum Ueberleben. Kaum zu fassen, dass dieselbe Band auf derselben Platte kurze Momente spaeter "Strange Way Down" und wenige Momente zuvor das besagte "Kiss Me Hard" unterbringt. Jung und angepisst sein ist einfach. Jung, angepisst, kreativ und vital - hier liegt die Kunst.