Ein Laecheln aus Richtung Abschaum, was kann es Schoeneres geben? Johnny Bonnel und Mannschaft laden ein zum Ausrasten und Traeumen gleichzeitig - und sind dabei immer eine Spur mehr auf "Punk" gebuerstet als es der Hoerer vorausahnt.
Das neunte Studioalbum und zwanzigste (!) Jahr im Calipunk-Hafen Fat Wreck Chords ist Anlass, im Hause SWINGIN UTTERS klar Schiff zu machen. Nicht mit der musikalischen Stilrichtung, die zwischen Folk, Streetpunk und offenbar "Peace" und "Love" so gut aufgehoben ist wie nie zuvor. Eher lassen sich die fuenfzehn Songs nicht zweimal bitten wenn es um das Ankreiden des aktuellen Weltgeschehens geht. "Undertaker Undertake" klingt schizophren und preschend, windig und wuetend. Elegant geschrammelter Streetpunk wie er in den Strassen von San Francisco nicht erst seit gestern wohnt. "Sirens" hingegen ist zunaechst tappsig und geht dann in einem melancholischen Chorus auf: "Temptation and lust breed inside of me / Like live bait to killers they take their aim at me" Die SWINGIN UTTERS spielen ihren famosen Kontrast-Bonus aus, weil sie es koennen. Apropros Kontrast: "Contrast Companion" verbindet klassischen Rock'n'Roll und Surfpunk auf eine Art, dass weder Handclaps noch die kurze Spieldauer des Songs nerven. Im Anschluss liefert "Deranged" den perfekten Beweis fuer den Bastard aus Folk und Punk - und wie es diesen zusammenzubrauen gilt. "Don’t vote in their election, burn the face of change / Could we be the same - we are all deranged".
"E.C.T." ist aalglatter Lederjacken-Poppunk - "Lousie And Her Spider" klingt so stark nach dem garagigen Einfluss von Gitarrist Jack Dalrymple dass Fans von TOYGUITAR und den FILTHY THIEVING BASTARDS gleichermassen feuchte Haende bekommen. Den Titel "Yes I Hope He Dies" kann man im aktuellen politischen Weltgeschehen aus dem Blickwinkel einer US-Punkband wohl kommentarlos stehen lassen - hoechstens die aggressiven Gangvocals sowie der fuzzige Unterton duerfen positiv erwaehnt werden.
Nachdem "Drinkist" noch schnell ein Bad in den besten Melodiemomenten der Band um Bonnel, Dalrymple sowie Gitarrist und Mastermind Darius Koski und die "Neuzugaenge" Tony Teixeira und Luke Ray nimmt - hebt sich "Peace & Love" ein wahres Juwel fuer zuletzt auf: "H.L.S." ist eine halbakustische Ode an den verstorbenen Bandpartner und ONE MAN ARMY-Basser Heiko Schrepel, bei der Dalrymple erneut zum Mikro greift und zugleich das perfekte Finale einer mehr als durchschnittlichen UTTERS Platte. "Peace & Love" - so besonnen der Titel und eine faire Portion der Songs auch klingen moegen - ist brisant und aufgekratzt und eine formschoen vertonte Schrotflinte, dessen Lauf in Richtung Politik gerichtet ist.
