Aus einem kleinen Kaff an der Westküste Kanadas stammt Sam Dunn, seines Zeichens eigentlich studierter Anthropologe, aber eigentlich seit Kindesalter eines: Metal-Fan. Dunn setzte sich nun also eines Tages folgendes in den Kopf: Er begibt sich auf Reise zu den verschiendsten Orten, die mit der Faszination "Heavy Metal" in Verbindung stehen, um deren Originale, ja oftmals Legenden und Kultfiguren, wie auch mit den Fans, zu reden, diskutieren, fachsimpeln und/oder Spass zu haben, um herauszufinden, um was es der Subkultur "Heavy Metal" geht, wo deren Ursprünge liegen, wie sich mehr und mehr Subgenres entwickelten, und, am spannendesten, wie diese Kultur in der westlichen Welt einschlug, was für Auswirkungen sie hatte und welche moralischen Bedenken aufgeworfen wurden.
Korrekt und absolut neutral beleuchtet Dunn in den verschieden Kapiteln die entscheidenen Epochen des Metals: Beginnend mit Deep Purple, Black Sabbath und Led Zeppelin zeigt Dunn auf, wie sich aus den dreckigen englischen Städten der harte Rock entwickelt. Interviews mit den passenden Charakteren sind obligatorisch: Geddy Lee verneigt sich vor Tony Iommi, und Lemmy unterstützt es alles. Das bringts erstmal auf den Punkt.
In weitern Kapiteln wie "Umfeld", "Musikalische Wurzeln", "Satanismus&Religion", "Fans" oder "Zensur" reist Dunn durch die metallischen Hochburgen New York, Los Angeles, London, Oslo und Wacken (!), trifft Grössen wie Dee Snider, der sich völlig entspannt der Senat-Farce 1984 hingibt, als er vor dem US-Senat als Angeklagter "jugenduntauglicher Musik" aussagen muss, trifft Vince Neal und befragt ihn ob seiner Geschichte des Glams auf dem Sunset Boulevard zu L.A., besucht Ronnie James Dio auf der Suche nach den Gründen des Okkultismus daheim, findet in Alice Cooper einen obgleich der in Norwegen stattfinden Schandtaten über deren Gehabe amüsierten Vincent Furnier, spricht mit Bruce Dickinson im Hammersmith Odeon zu London, beleuchtet Tod und Gewalt in Interviews mit den eigentlich zahmen Kerry King und Tom Araya von Slayer, dessen sich auch Slipknot eigentlich anschliessen, die Jungs von Cannibal Corpse begründen ihren Fetisch für Splatter-Cover, er führt ein obskures Interview mit zweien der Ach so finstern (ungleich besoffenen) Strategen von Mayhem, genießt selber den Gig seiner Lieblingsband Children Of Bodom in Wacken, und muss sich von Gorgoroth's Ghaal Schwachsinn anhören, als dass ja die Kirchenbrände in Norwegen noch lange nicht genug wären. und und und....
Woher stammt der Metal? Warum wird er stets in falsches Licht gerückt? Legenden und Fans erörten es gemeinsam. Lehrreich ist das schon mal so oder so. Amüsanter noch viel mehr.
Die deutsche Ausgabe beinhaltet zudem einen längeren Bericht über den Norwegian Black Metal (dieser wird auf der DVD selber in der Tat recht undifferenziert aufgearbeitet), bei dem Szenegrößen wie Fenriz oder Ishahn zu Wort kommen, sonstig geführte Interviews (u.A. Pantera) und eine Outtake-Session, die herrlich obskure Dinge zu Tage führt (Maniac in Wacken zB)
Sam Dunn besitzt die Fähigkeit, einerseits seine kompromisslose Liebe zum Metal mit objektivem Journalismus zu verbinden. Ob dies nun einem, der mit Metal nie etwas zu tun hatte, zu dieser Musik bringen wird, sei dahingestellt. Verstehen könnte er es wenigstens. Ich selber schaue mir das Ding auf jeden Fall auf der Stelle noch mal an!