Einige Bands sind wie ein schweizer Uhrwerk – auch nach gefühlten Jahrtausenden funktionieren sie immer noch mit einer unglaublichen Präzision. Schlichtweg nicht kaputt zu kriegen. Eine dieser Bands sind SAXON. Sie gehörten einst zu den Vorreitern der New Wave of British Heavy Metal Welle, die den ganzen Globus verschlang und den Grundstein für Bands wie METALLICA legte. Weltweit verkaufte die Band mehr als 13 Millionen Tonträger und einige ihrer Hits erlangten bereits Kultstatus, wie „Wheels of Steel“ oder „Denim & Leather“. 2008 hatten meine Band und ich einmal das Vergnügen mit dieser Band gemeinsam bei ROCK AM RING zu spielen und die Herren fahren live ein unglaublich dickes (und vor allem lautes) Brett. Gerade liegt ihre Deutschland Tour in den letzten Zügen und ihr neues Machtwerk „Call To Arms“ wurde mit den Supports VANDERBYRST und CRIMES OF PASSION vorgestellt.
„Call To Arms“ bietet viel von dem was SAXON seit Dekaden auszeichnet: Mitsing-Refrains, extraordinäre Gitarren Soli und treibende Grooves.
Gleich der Opener „Hammer of the Gods“ drückt unglaublich mächtig aus den Boxen und macht klar: Diese Band ist noch lange nicht am Ende. Bei „Back in 79“ (dessen Refrain ich recht plakativ und uninspiriert finde) schaffen es die Briten tatsächlich ein Live-Feeling in meinem Wohnzimmer entstehen zu lassen. Mein Favorit „Surviving Against The Odds“ ist einfach ein Knaller, der die Messlatte für Heavy Rock derbe hochlegt. Ein Song, der zwar so auch im Set von MOTÖRHEAD oder AC/DC stehen könnte, aber dennoch so unverkennbar SAXON ist, dass man vor dem älteren Quintett wahrlich den Hut ziehen muss. Das ist 100% pur, authentisch und tritt so derbe Arsch, wie kaum ein Stück aus der neueren Musikgeschichte, deren Verfasse noch Lichtjahre von der magischen 30 entfernt sind. Einfach zeitlos! „Mists of Avalon“ ist eine Power Metal Ballade im ganz klassischen Gewand. Frau, Schwert, Nebel, Mythen. Musikalisch nichts besonderes, lädt aber ein sich bei Herr der Ringe Online anzumelden oder sein Pony zu satteln und selber los zu reiten. Der Titelsong „Call To Arms“ ist lyrisch schwach (ich kann an Songs die Schlachten und Kriegshelden glorifizieren nichts tolles finden) und auch musikalisch eher uninspiriert, ich möchte sogar provozieren und sagen: Das ist langweilig! Bei „Chasing The Bullet“ segeln sie wieder in sicherem Gewässer und die treibenden Grooves lassen die Glam-Bands der 70er wieder auferstehen, ohne aber derart kitschig zu sein. Ein absoluter Hit für jede Party, jedes Grillfest und auch Autofahrt (hab ich selber getestet:-). „Afterburner“ ist dann wieder so klassisch Metal, wie es keine Band seit langem mehr war: Schnell, laut, böse, geil. Erinnert an die Kollegen von JUDAS PRIEST. „When Doomsday Comes (Hybrid Theory)“, „No Rest For The Wicked“ und „Ballad of the Working Man“ sind aus meiner Sicht eher Füller, wobei der Text vom letzten Song cool ist, weil er hier nicht Krieg, sondern die fleißige Arbeiterklasse lobt. Danke! Die orchestrale Version von „Call To Arms“ ist lustig, hätte man sich aber auch zumindest für diesen Song sparen können. Nichts gegen Synthie-Streicher, aber die machen Song einfach nicht besser.
Fazit: Ein Song der weit hinter die anderen zurückfällt und drei die nicht weh tun, aber auch nicht die Oberflieger sind, sowie eine nette Orchester-Version des Erstgenannten. Also unterm Strich kann man hier nicht meckern und man hat sehr viel Spaß beim Hören. Die Produktion ist fett und wenn man an der alten Schule Freude hat, dann sollte man sich diese Platte zulegen. Ich werde sie weiter empfehlen.
Tracklist:
1. Hammer of the Gods
2. Back in 79
3. Surviving Against the Odds
4. Mist of Avalon
5. Call To Arms
6. Chasing The Bullet
7. Afterburner
8. When Doomsday Comes (Hybrid Theory)
9. No Rest for the Wicked
10. Ballad of the Working Man
11. Call To Arms (Orchestral Version)