Drei Alben lang haben es die Herren von SCALE THE SUMMIT mit Bravour unter Beweis stellen dürfen, dass sie ihre Instrumente doch ein wenig besser beherrschen, als der durchschnittlich begabte Musiker. Nun müssen sie aber auch langsam damit anfangen, gute Songs zu schreiben.
Mit progressivem Metal ist es nicht immer einfach. Sein Ruf gilt oft als zu verkopft, zu langatmig oder viel zu verspielt. Diese Problematik verstärkt sich besonders dann immens, wenn mit dem Gesang die lenkende Kraft im Wirrwarr der übermotivierten Instrumentalisten fehlt. SCALE THE SUMMIT hatten nie vor, Musik zu schreiben, welche von einer Stimme angeführt wird. Ihr instrumentaler Prog Metal ist bekannt für außergewöhnliche, technische Raffinessen, die locker in der Liga von ANIMALS AS LEADERS mit spielen.
„The Migration” ist nun das vierte Album der Band aus Houston. Im Vergleich zu den bereits genannten ANIMALS AS LEADERS war der Kern ihrer Kompositionen schon von Beginn an wesentlich organischer. Auch „The Migration“ führt diese Tradition konsequent fort. Auch dieses Mal werden wieder Rhythmen verdreht und Takte in akrobatischer Art und Weise versetzt. Im Falle von SCALE THE SUMMIT klingt das Ganze jedoch weicher und harmonischer. Zwar präsentiert der Vierer gleich zu Beginn „brechstangenartig“ und recht eindrucksvoll einen kurzen Einblick in das eigene spielerische Repertoire, jedoch verzichten sie auf den darauf folgenden Songs auf die üblichen technischen Schwanzvergleiche. Vielmehr erzählen vier Musiker mit ihrem Instrument und auf ihrer Spielwiese ihre eigene Sicht einer Geschichte, die sich dann im Song wie ein Puzzle zusammen setzt. Das ähnelt oft einer metal- und natürlich gesangsfreien Version von BETWEEN THE BURIED AND ME, wobei SCALE THE SUMMIT in ihren Songs dann noch weniger Strukturen aufzeigen.
Und das ist wieder einmal ein Punkt, an dem sich die Geister an dieser Band und ihrer Art von Musik scheiden werden. „The Migration“ unterhält zwar auf einem hohen, spielerischen Niveau und lädt teilweise sogar zum Träumen und dahin Schweifen ein, aber großartige Momente der Wiedererkennung sind selten. Man könnte sogar sagen, dass der Vorgänger „The Collective“ in sich klarer und greifbarer war. So ist Album Nummer vier sicherlich kein Rückschritt, aber auch nicht die erhoffte Weiterentwicklung.
Trackliste:
01. Odyssey
02. Atlas Novus
03. The Olive Tree
04. Narrow Salient
05. Oracle
06. Evergreen
07. The Dark Horse
08. Willow
09. Sabrosa
10. The Traveler