Heiliges Rührei mit Speck!
Bereits wenige Sekunden nach dem Intro zu „Avoid The Noid“ muß ich zum Kühlschrank rennen, mir eine Dose Bier aufreißen und mein T-Shirt zerschneiden. Bei „Crucifixion“ habe ich bereits den Fernseher durchs geschlossene Fenster auf den Mercedes des Nachbarn katapultiert, die Lautstärke von „The Fight Against Reality“ verdoppelt und bin bei Bier Nummer 3 angekommen. Das Herz rast und droht, die fiesen Licks und brennenden Basslines zu überholen. Es kommt nicht annährend an die Geschwindigkeit von Schlagzeugtakt oder den Fingern von Gitarrist Crack heran. Die Aschaffenburger um den kalifornischen Import Samuel El Action (und der darf sich so nennen – lest nur brav seine Memoiren!) am Mikrofon haben mittlerweile alle Möbel in meiner Wohnung zerstört, mit kanisterweise Benzin übergeschüttet und lauern nicht nur mit „The City“ oder „Haarmann“, sondern auch mit dem Streichholz, um dem höllischen Bastard aus grantigem Hardcorepunk, reinstem Wahnsinn und feinstem Thrashmetal endlich Tribut zu zollen.
Ich stehe in einem Haufen Scherben, der noch vor 17 Minuten mein zu Hause war. Erneut wird es Ernst. Das wild um sich tretende Dauerfeuer spricht wie ein Gott zu mir. Ich renne wie bescheuert durch die Bude, die Zunge hängt mir aus dem Hals. „Shit, Fuck“, „Street Boozin´“ und „Blacked Out“ lassen den Hammer kreisen, reißen die Lampen von der Decke, sprühen Anarchiezeichen an die Tapeten, pissen asozial auf den Teppich. Ich schwitze und zittere, aber ich bin noch nicht am Ende. Meine Ohren funktionieren noch, mein Puls schlägt weiter. „Scheisse Minnelli is socially retarded!“ gestehen die Helden lautstark gen Schlußteil. Ich knie hinter einem aufgeschlitzten Sessel und suche Deckung, SCHEISSE MINNELLI bewerfen mich rücksichtslos und blökend mit Bifiresten, alten Putzlappen und leeren Gurkengläsern. Eines trifft mich an der Schläfe.
Ich öffne die Augen und setze den Kopfhörer ab. Exakt 30 Minuten sind vergangen. In meinen schweißnassen Händen halte ich die mehr als vorbildliche Kombination aus Buch (Samuel plaudert aus dem „LSD-Kästchen“ seines Lebens, dazu gibt´s Fotos, Texte und Tourstories auf knapp 200 Seiten!) und CD, auf welcher vorne in großen Lettern SCHEISSE MINNELLI geschrieben steht. Ich schaue mich um. Keinerlei Spur von Bierdose, Benzinpfütze oder Bifiwurst. Entschlossen setze ich die Kopfhörer sofort wieder auf. Dieses Mal mache ich von Anfang an lauter.
Tracklist:
1. Avoid The Noid
2. Cruxification
3. Fighting Reality
4. The City
5. Suicide Debate
6. Haarmann
7. Religious Conviction
8. Lies
9. Buried In Dept
10. Shit, Fuck
11. Street Boozin
12. Dead Serious
13. Blacked Out
14. Lunch Box
15. Socially Retarded
16. Trippin