Plattenkritik

Seahaven - Winter Forever

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 08.11.2011
Datum Review: 14.11.2011

Seahaven - Winter Forever

 

 

SEAHAVEN. Ein Hafen in einem großen, weitem, düsterem Meer, in dem wir uns alle schon einmal befunden haben. Verlassen, hoffnungslos und ohne wirklichen Plan, was die Zukunft für uns bereithalten wird. Was waren wir da nicht froh einen Zufluchtsort (sei es in Familie, Lebenspartner, Freunden oder in der Musik) gefunden zu haben.
Eben solch eine rettende Anlegestelle möchten SEAHAVEN nun auch für uns sein und vielleicht aus genau diesem Grund wird ihr erstes Album “Winter Forever“ in der kältesten Zeit des Jahres veröffentlicht. Dass sie die dafür nötigen Grundvoraussetzungen mitbringen, bewiesen sie schon letztes Jahr mit ihrem Debüt Ghost: Große Melodien, die musikalisch oft an einen anderen, sehr großen und schönen Hafen (namens “The Devil And God Are Raging Inside Me“) erinnern, gepaart mit einer fast identischen Stimme wie die von “Make Do And Mend“ und hoffnungslosen Texten, die vor allem eins zu vermitteln versuchen: “Hey, nicht nur dir geht‘s gerade scheiße, schau mich mal an!“

Nun da das Grundgerüst schon im Jahre 2010 gebaut wurde wird nun, knapp 1 ½ Jahre später, der Feinschliff versucht. 10 Lieder, kaum länger als die EP und nach dem ersten Hören eigentlich alles beim Alten. Eine kleine Ernüchterung macht sich breit: etwa doch kein rettender Unterschlupf? Viel mehr nur ein kleiner Anlagepunkt mitten im großen Meer?
Naja so schnell dann doch nicht. Gibt man dem Bau die nötige Zeit, die er braucht um fertiggestellt zu werden, so erkennt man spätestens beim dritten oder vierten Durchgang was SEAHAVEN uns, auch hier wieder, für schöne Lieder mit auf den oft so dunklen Weg gegeben haben.
Regierte damals noch vertrackte Resignation à la “Satan sleeps inside my brain and when he wakes he takes me far away. He takes me to this place, that I completely hate, where I’m a prisoner in my own body.”, so heißt es jetzt Hilfe suchender “God I need you, because I am familiar with the Devil. I’ve been waiting for the sun to come and dry up all this rain, but I’m caught out in the storm.”. Kombiniert mit gewohnt packenden und zum Träumen einladenden Melodien würden SEAHAVEN es schaffen eine verlorene Seele nicht nur aufzunehmen, sondern vor allem auch wieder aufzubauen; wären da nicht die restlichen 9 Lieder..
In altbekannter Manier “Come find me, I will be disappointing. You‘re fading, so what am I doing here?“ geht es hier weiter. Sänger Kyle Soto schreibt sich immer mehr und mehr in einen Wahn von Selbsthass, die schönen Melodien müssen energischem und wütendem Treiben weichen und langsam aber sicher macht sich das Gefühl breit, dass SEAHAVEN gar nicht vorhaben die so oft gesuchte Zuflucht zu sein, sondern viel mehr selbst auf der Suche nach eben jener sind.
Die Bereitschaft dem Hörer dann doch noch ein wenig auf dem Weg zu helfen sickert zwar ab und zu immer mal wieder durch Stellen wie “I am more lost than you could know.“ durch, aber aufbauend ist das nicht unbedingt.
Wirklich stört das nicht, denn was SEAHAVEN hier veröffentlichen kann sich definitiv hören lassen und ist die konsequente Weiterentwicklung von Ghost.
Vielleicht keine Entwicklung in eine fröhlichere Welt, viel mehr aber in eine realistischere.

Wieso also nicht Winter Forever als das unterstützende Floß bezeichnen, mit dem man dann hoffentlich bald den rettenden Hafen findet?

Tracklist:
01. Goodnight
02. It’s Over
03. Slow Down
04. Thank You
05. Black & White
06. Save Me
07. End of the World
08. Understanding
09. Honey Bee
10. PV

Autor

Bild Autor

Fabian

Autoren Bio