Plattenkritik

Sex Jams - Post Teenage Shine

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Release Date: 01.01.2010
Datum Review: 31.03.2010

Sex Jams - Post Teenage Shine

 

 

Denken wir uns doch mal für einen Moment was wäre, wenn SONIC YOUTH nicht mehr gute Alben veröffentlichen würden. Das tun sie, gewiss. Doch wenn es nicht der Fall wäre, dann würde ich – nach dem ersten Hördurchlauf zumindest – SEX JAMS als ihre persönlichen Nachfolger, oder: meine persönliche Nummer 2, ich sage es noch deutlicher: meine zweite Wahl nehmen. Naja, das war nach meinem ersten Hördurchgang – eine spontane Reaktion. Jetzt lief das Ding schon einige, einige Male. Und jetzt? Jetzt würde ich nicht mehr von einer Nummer 2 reden. Jetzt würde ich von einem ebenwürdigen Konkurrenten sprechen.

Und ich weiß: Mit solchen Aussagen mache ich mich angreifbar. Doch ich sage es als doch ziemlich großer SONIC-YOUTH-Fan. Und ich sage es, weil „Post Teenage Shine“ ein Debüt ist, das großes erhoffen lässt.

Doch warum halte ich mich schon wieder solange mit einer Kategorisierung, einem Vergleich auf? Nun, man muss nicht lange SEX JAMS hören um zu verstehen, welche Bands dieses Quartett am meisten verehrt. Diese Gitarren, die so klingen als säße man in einer Hütte, während draußen ein gewaltiger Sturm fegt. Oder: Diese Art, wie sich unterschwellig Melancholie (oder nicht mal das!) in eigentlich tanzbare, irgendwo auch punkige Stücke mischt. In jedem Fall wissen SEX JAMS was sie da tun. Ein weiterer netter Vergleich wäre da MY BLOODY VALANTINE – aber stimmt, wir wollten uns ja nicht mehr mit Vergleichen und Kategorisierungen aufhalten.

Impulsiv schlägt da das Schlagzeug in „Julie Had A Brother“ – und das Herz schlägt mit. Immer dabei: Dieses Grundbeben, dieses Vibrieren der Gitarren, dass man an jeder Oberfläche wortwörtlichen fühlen, wenn man es Live in voller Lautstärke erleben würde. Trotzdem wirkt „Post Teenage Shine“ stets nachvollziehbar, bleibt stets eingängig – doch das war ja schon bei SONIC YOUTH nie anders.

Ein ganz spezielles Gefühl vermittelt dann „On Our Way Home Is Nowhere“: Erdrückende Leere, nur von einer lebhaften weiblichen Stimme (oh – hatte ich vergessen, dass zu sagen?!) gebrochen. Hach ja.

„Post Teenage Shine“ ist ein Pflichtkauf für Freunde von Klängen zwischen Noise und Shoegaze. Ein einfaches, aber doch mit Tiefgang versehenes, in jedem Moment stimmiges und vor alle impulsives Album mit ganz speziellen Stimmungen und einem zauberhaft vorgetragenen Kontrast zwischen Melancholie und Lebhaftigkeit. SONIC YOUTH? SEX JAMS!

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Olivier H.

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"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed