Plattenkritik

Shelving - IMIHS

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Release Date: 24.04.2009
Datum Review: 12.05.2009

Shelving - IMIHS

 

 

Wie nennt man eine CD, die nur zwei Songs beinhaltet? EP? Single? Und was ist, wenn diese zwei Songs dann jeweils mehr als 20 Minuten dauern? Wie nennt man es dann? Wir wollen es fortan Platte nennen, wenngleich es quantitativ sicherlich auch ein Album darstellt. Doch das Ganze sollte erst einmal von vorne aufgerollt werden.

Worum geht es hier eigentlich, fragt sich manch einer. Die Antwort lautet: SHELVING und ihr aktuelles Release IMIHS, auf dem den Hörer sphärische Klänge, hypnotische Keyboards, treibende Gitarren und teils doch sehr uneingängige Rhythmen erwarten. Der Begriff Postrock wäre hier sicherlich zu eng gegriffen und würde das Spektrum von SHELVING nur zu einem Bruchteil erfassen. Das Label selber beschreibt die Richtung, die hier eingeschlagen wird, als einen Hybriden aus 70´s Prog Rock, psychedelic Krautrock und experimental Noise - dem ist letztlich nichts hinzuzufügen.

SHELVING spielen mit dem Hörer und der Tatsache, dass ihre Musik zwischen ruhig, fast hypnotisch und dann wieder ausufernd und niederschmetternd oszilliert. Vergebens sucht man in diesem Konstrukt nach gesanglichen Einlagen, irgendetwas, das eine Spur von Menschlichkeit zeigt, doch was man findet sind Soundwände, die einen fast in den Wahnsinn treiben, einen nicht mehr loslassen und dann merkt man, dass man erst einen von zwei Songs durchgestanden hat. Was sich negativ anhört, stellt sich als absolut positiv heraus, denn selten wurde man so perfekt, auf eine solche epische Art und Weise unterhalten. Vergleichbar mit Genregrößen wie MONO, EXPLOSIONS IN THE SKY oder auch GODSPEED YOU BLACK EMPEROR!, begehen SHELVING in den knapp 50 Minuten keinen einzigen Fehler. Der Spannungsbogen wird ins Unermessliche gespannt, wobei der rote Faden, den IMIHS innehat, erst nach mehreren Durchgängen klar ersichtlich wird. In den letzten 26 Minuten entlädt sich eine Woge der Aggressivität, die einen fast bedroht, letztlich aber einfach nur mitreißt und in einem verstörenden Klanggewitter endet.

Schwitzend sitzt man auf der Couch, fragt sich, was gerade passiert und ist und unweigerlich, fast automatisch wandert der Finger auf die Repeat-Taste. SHELVING haben mit IMIHS ein episches und technisch einwandfreies Meisterwerk – der Begriff „Platte“ ist weit nach hinten gerutscht - geschaffen, welchem man gehörig Respekt zollen sollte. Augen zu und durch. Es lohnt sich, alleine wegen des Kopfkinos!

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Alex G.

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