Man kann SHINING zu Gute halten, dass sie (oder genauer, ihr über alles thronender Niklas Kvarforth) noch zu den wenigen Bands gehören, die wirklich abgefuckt sind. Also wirklich abgefuckt. Andererseits: Welchen langjährigen Verfolger der Band überwältigen schon noch die Geschichten um all den Wahnsinn des SHINING-Frontmanns? Um den Mann, der in Interviews proklamiert, das eine gute Show eine blutige Show ist, der Suizid mehr als nur befürwortet, sondern auch lobt oder sich gern auch mal ein Hakenkreuz während einer Deutschlandtour in die Stirn ritzt? Klar: Live ist das immer noch irgendwie gut, genauso wie man die Anekdoten rund um diesen Spinner immer noch gut erzählen kann. Wirklich umhauen können SHINING damit aber keinem langjährigen Fan der Band mehr, sodass ihre Attitüde von Album zu Album immer mehr zu einer Plattitüde avanciert. Wirklich bedrohlich wirkt diese Band einfach nicht mehr, alles ist irgendwie erwartungsgemäß und abgestumpft. Und leider muss man das auch auf ihre Musik übertragen, die von dieser Bedrohlichkeit immer auch sehr viel gelebt hat.
Doch brauchen SHINING diesen stupiden, einen mitunter schon Angst machenden Wahnsinn überhaupt noch? Schließlich sind sie doch spätestens seit „Halmstad“ zu großartigen und durchaus progressiven Songwritern geworden. SHINING waren schon auf den Alben davor weit mehr als man vom standardgemäßen Black Metal zu erwarten hat (man höre und staune nur ob der fantastischen „The Eerie Cold“), doch erst ab den letzten Alben trauten sie sich auch wirklich in längeren Songs akustische und verwinkelte Elemente unterzubringen. Kvarforth bewies sich zudem als mehr als nur als tobender Schreihals, sondern auch als sowas wie ein Sänger, wenn auch natürlich immer noch irgendwie bescheuert und durchtrieben wie man ihn kennt. Dabei war und ist das alles weit mehr, als man von solchen ja so oft auch aufgesetzt wirkenden Einschüben gemeinhin erwartet. SHINING hatten einen eigenen Sound entwickelt, unter anderem bestechend durch rockige, dabei aber immer noch starkes Unbehagen ausstrahlende Riffs und Soli, mitreißenden akustischen und auch mit anderen Instrumenten angereicherten Arrangements sowie eben auch Kvarforths Stimme. „Halmstad“ bot überdies hinaus einige starke Überraschungen wie das erdrückende, beinahe thrashige, aber eben doch völlig andere „Besvikelsens dystra monotoni“, während auf dem Nachfolger mit „Total Utfrysning“ gezeigt wurde, das SHINING auch waschechte Longtracks beherrschen.
Eine hohe Messlatte also für alles, was danach kommen soll. Was kann da der nun mittlerweile bereits siebte Teil der SHINING-Serie entgegen halten? Im Falle von „Född Förlorare“ leider nicht viel, sieht man vom ein- oder anderen selbst für SHINING-Verhältnisse mittlerweile doch verdammt ruhigen Momenten ab. Schon der Opener „Förtivivlan, min arvedel“ könnte kaum gewohnter klingen, wenngleich der Song gekonnt alle Stärken der Band in sechs Minuten Spielzeit zusammenfasst. „Född Förlarare“ bietet zwar musikalisch erneut Qualität, wie man sie von SHINING eben erwartet, es fehlt dem Album jedoch der ganz besondere Stich, der ganz besondere Moment. Traurig, aber wahr: SHINING könnten auf ihrem siebten Album kaum routinierter klingen. Und dass das für eine Band, die einst durch Spontanität und abgefahrenen Ideen bestach fatal ist, muss nicht weiter betont werden.
Teracklist:
1. Förtivivlan min arvedel
2. Tiden laker Inga sar
3. Människa o'avskyrda människa
4. Tillsammans är vl allt
5. I nattens timma
6. FFF