JD, Frontmann der kürzlich um zwei Buchstaben erweiterten SHIPWRECK A.D., scheint einen leichten Spleen zu haben. Laut Eigenaussage hätte er eigentlich viel lieber "in den Tagen des Römischen Reiches gelebt, dann könnte ich tagsüber Soldat sein in der 13ten Legion und ein Poet in der Nacht. Das wäre perfekt."
Diese Ambivalenz spiegelt sich auch in Musik und Texten des Debütalbums des Fünfers aus Boston wider. Hier trifft kämpferischer Hardcore alter INTEGRITY-Schule (mal wieder ) auf MERAUDER-Groove zu 'Master Killer' Zeiten, gehüllt in eine glasklare und schön druckvolle Produktion. Insgesamt eher im Mid-Tempo angesiedelt, werden die Songs immer wieder durch intensive Doublebass-Attacken, schnellere Parts, atmosphärische Soli sowie getragen-ausufernde Passagen aufgelockert. Über allem thront der Sänger mit seinen kehligen verzweifelten Vocals, die niemals zu stumpf wirken. Und, wenn SHIPWRECK A.D. dann noch dieser einen ziemlich bekannten Metalband, die 1990 ebenfalls ein 'Abyss'-Album veröffentlichte, die Ehre erweisen (in ' Miasma'), dann haben sie ohnehin gewonnen. Textlich handelt es sich bei 'Abyss' um ein Konzeptalbum, welches den langen und beschwerlichen Weg des Protagonisten vom Grund des Meeres auf den Gipfel eines Berges beschreibt. Was sich etwas abgehoben liest, wird von JD jedoch ziemlich mitreissend umgesetzt. Der Mann hat sich beim Schreiben definitiv Zeit gelassen. Die metaphorischen Texte lassen den interessierten Leser die Reise Stück für Stück mitverfolgen, am Ende bleibt jedoch noch viel Platz für Interpretationen.
Denn wie fragt der verzweifelte und erschöpfte Protagonist kurz vor dem Erreichen seines Zieles: "But what´s the point? All I´ll find is nothing. Please say this journey has all been for something " Zumindest für den Hörer lohnt die Reise in jedem Fall - sofern er auf metallischen Hardcore abseits tougher Klischees steht.
Tracklist:
01: Squall 2:21
02: Nereus 2:28
03: Samur 3:15
04: Beached 2:18
05: Helix 2:36
06: Miasma 2:53
07: Lotus 3:39
08: Erebos 1:23
09: Thaw 3:05
10: Ascent 3:44
11: Zenith 2:58