Plattenkritik

Simon & Jan - Simon & Jan

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Release Date: 12.02.2010
Datum Review: 23.01.2011

Simon & Jan - Simon & Jan

 

 

JAN und SIMON leben und studieren in Oldenburg. Sie lernten sich an der Uni kennen und beschlossen mal ein bisschen Musik zu machen. Vermutlich nicht ganz ohne Einfluss allgemein bekannter, bewusstseinserweiternder Hilfsmittel. Und weil es auf dem Sofa so gemütlich ist, macht man besser auch Musik, bei welcher man sowohl beim Erzeugen als auch beim Genießen sitzen bleiben kann. Akademisch hohes, musikalisches Niveau kann man bei gewählter Stilrichtung durchaus zwischen Polstern oben halten. Man entscheidet sich für Liedermacherei. Zu Neudeutsch besser bekannt unter dem Begriff Singer/Songwriter. Doch von denen gibt es ebenso bekanntermaßen unzählige.

SIMON & JAN ziehen es vermutlich deshalb vor, in „städtischen“ Gefilden aktiv zu bleiben. Man schließt sich nicht in einer Holzhütte in der skandinavischen Einöde ein, hält Abstand von Traurigkeit, überzogener Emotionalität und noch mehr vom gefürchteten Pathos. Textlich sitzt nämlich der Schalk neben den beiden Gitarristen auf dem Sofa und erfreut sich der Lobhuldigung. Ein gesundes Maß an selbstironischer Analyse des eigenen Lebens und dem der anderen, kritischer, humoristischer Bewunderung der neuen Trends und sonstigen gesellschaftlichen Erscheinungen, lustvolles Erproben neuer Lebensweisheiten, vorgetragen mit stimmlich erzeugtem relativem Desinteresse, nicht aber ohne Nachdruck und unglaublich filigraner musikalischer Untermalung. Das verleitet zum Schmunzeln. Der ein oder andere Lacher darf während des Hörens auch gerne aus der Kehle erschallen.

SIMON & JAN sind jedenfalls weit entfernt vom Lagerfeuerschrummschrumm. Die Instrumente werden beherrschst und erzeugen unter der Diktatur geschulter Finger geradezu klassisch, bodenständige Melodien. Aber sie beherrschen auch andere Stile. Nebst Klassik gibt es Elemente des Country, Blues, Jazz, Ragtime und Rock. Die Mundharmonika dort eingesetzt, wo sie thematisch und soundbedingt passt und nicht mit der Trendsicherheit mit welcher es die meisten anderen Kollegen bis an die Grenzen des Erträglichen ausreizen. Auf das Sofa werden auch gern Freunde und Komilitonen eingeladen, welche ihre Musikinstrumente ebensogut beherrschen und den Sound ein wenig zu sämtlichen Seiten erweitern. Nebst Gitarren geben sich Streicher, Trompeter und dergleichen mehr die Ehre. Eine runde Sache das. Was man nicht alles so auf einem Sofa zustande bringen kann. Wir sollten alle mal öfter darauf sitzen bleiben, zumindest, wenn wir dabei noch so etwas hinbekommen.

Tracklist:
1.Die Tafel
2.Im Westen nix Neues
3.Sonne
4.Vollidiot
5.Heute ein König
6.Hermann
7.Erwachsen werden
8.Erna
9.Klaus
10.Hey du
11.Vollidiot 2
12.Der letzte Schrei
13.Du bist...

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Jule

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wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de