Nichtmal ein Jahr ist es her, als SINGLE MOTHERS ihr selbstbetiteltes Erstlingswerk veröffentlichten. Wir erinnern uns zurück: chaotisches Treiben, verstörende Texte und eine kleine Portion Hype, die durch Jeremy Bolm von TOUCHÉ AMORÉ ausgelöst wurde. Mittlerweile bei dem eigenen Label (Secret Voice) von eben diesem gesignt (weil er unbedingt der erste sein wollte, der etwas von dieser Ausnahmeband veröffentlichen wollte), releasen sie nun ihre zweite EP, die auf den Namen “Wild Party EP“ hört.
Wer sich jetzt (ob positiv oder negativ) an DEEZ NUTS erinnert fühlt, der sollte sich ganz schnell von diesem Gedankengang trennen, denn was SINGLE MOTHERS hier fabriziert haben, ist weit entfernt von DEEZ NUTS oder ähnlichen Bands.
Aber an was erinnern sie dann?
Nach dem ersten Durchlauf bin ich verstört. Mal wieder. Aber nicht etwa aus den selben Gründen, wie noch bei dem Debüt. Nein, viel mehr weil das hier nicht mehr so wirklich kaputt, krank und chaotisch klingt. Man erkennt schöne Melodien, der Schreigesang muss immer mehr einem Singen weichen und auch die Texte sind nichtmehr so beunruhigend geschrieben wie früher.
Natürlich gibt es immer noch das ein oder andere Lied, welches an die alte Zeit erinnert (“Runaways“), aber das eigentliche Hauptaugenmerk dieser EP liegt eindeutig auf den besinnlicheren Liedern, wie z.B. “Heaven (For The Weekend)“. Ein komplett gesungenes und relativ leises Lied hat wohl niemand von dieser Band erwartet, aber es klingt wirklich verdammt gut. Melodische Gitarren, ein dezent im Hintergrund agierendes Schlagzeug und alles fokussiert auf die Stimme von Sänger Andrew, wie er davon erzählt, dass seine Freundin der Himmel am Wochenende, aber unter der Woche die pure Hölle ist: "She's my heaven for the weekend, but she's hell the rest of the week, and I swear they don't have any of the dirt they think they do on me.".
Zugegebenerweise würden sie damit wohl keinen Preis für die tiefgründigsten Texte gewinnen, aber auf den haben sie es auch bei bestem Wille nicht abgesehen. Wieso auch.
Als dann einige Hörvorgänge verstrichen sind, wundere ich mich ein wenig, wieso eine Band die einst so auf Chaos und Zerstörung aus war, nun eine verhältnismäßig ruhige und melodische Seite ans Tageslicht legt.
Nach ein wenig Recherche wird dann einiges klarer: Die Songs für die “Wild Party EP“ sind schon recht alt und lange vor den selbstbetitelten Liedern aufgenommen. Erst jetzt gemastert und digital veröffentlicht, um sich die Kosten für eine Albumproduktion leisten zu können, ist die Aussicht auf weiteres ruhiges Material also eher gering. Bleibt zu hoffen, dass sie etwas von den melodischen Teilen dieser EP mit in das Album einfließen lassen und dann endlich mal nach Europa kommen. Genug Material sollten sie dann ja haben.
Tracklist
1. Nice Dresses
2. Runaways
3. Heaven (For The Weekend)
4. Motorbikes And Epitaphs