Der Titel ist wörtlich zu nehmen: SNARESET zelebrieren ihre hochexplosive Punkrockmixtur mit so viel Energie, dass sie dabei Funken schlägt und sich selbst entzündet.
Ja, diese Allegorie musste sein, sie zwängt sich förmlich auf. Leere Bildmalerei ist das aber nicht, denn so viel Wumms hatte Punkrock aus Deutschland lange nicht mehr. Entgegen vermeintlicher Trends setzen SNARESET nämlich nicht auf die melancholische norddeutsche Schule, sondern finden ihre Vorbilder eindeutig auf Fat Wreck und Epitaph. Einfallsloser Melodycore ist aber nicht zu erwarten. Die Grevener wissen nämlich, dass monotones Gebolze auf Dauer ermüdet und bauen deshalb massig Breaks und Tempowechsel in ihre Songs ein. Gewitzt, denn das bringt Abwechslung und Dynamik und verhindert, dass die Songs zu gleichförmig klingen. Zudem geizen die zwei Gitarren nicht mit schmissigen Melodien und ergänzen sich hervorragend, während Sänger Christoph mit rau-melodischem Organ die Kirsche auf die Punkrocktorte setzt. Dass die vier Münsterländer nicht erst seit gestern zusammenspielen, merkt man dabei so gut wie jeder Note an. Bereits 2007 gegründet, umfasst die Diskographie bislang drei EPs sowie eine Split (mit Deadends). Dass die Jungs sich so viel Zeit mit dem Langspieldebüt gelassen haben, zahlt sich nun voll aus: Das hymnische „Waving Middlefingers“ macht das direkt zu Beginn deutlich. Mittelfinger hoch gegen alles, was dich kaputt macht. Die Fronten wären also geklärt. Ohrwurmpotential ist hier schon reichlich vorhanden, die Single „People I Miss“ treibt das aber nochmal auf die Spitze. Die Ode an die (wahre) Freundschaft bleibt dank seiner unwiderstehlichen Gitarre mindestens für den Rest des Tages im Ohr. Auch die restlichen acht Songs fallen nicht ab und bewegen sich zwischen den Polen Astpai, A Wilhelm Scream und Red City Radio. Keine schlechten Referenzen, denkt da der geschmackssichere Zeitgenosse. Und hat recht. Textlich gibt man sich mal gesellschaftskritisch („Stop It“, „Throwing Stuff“, „Big Sleep“) mal sehr persönlich („The Fire Still Burns“, „Bury Me“) und kommt dabei immer ohne Umschweife auf den Punkt. Erfrischend aufrichtig.
Hymnisches Songwriting, die knackige Produktion (aufgenommen in den Bochumer Kaputtmacher Studios) und Aussagen abseits von Plattitüden ergeben unterm Strich ein unerhört gutes Debütalbum, dass wie gemacht ist für den nächsten Sommer. Oder den nächsten Club, denn Hymnen sind schließlich dazu da, lauthals mitgegröhlt zu werden. SNARESET liefern davon gleich zehn am Stück und benötigen dafür schlanke 27 Minuten. Manchmal braucht es eben nicht mehr.