Die gefalteten Hände zum Himmel zeigend, unterwürfig nickend und das Überirdische lobend – nö. Das ist im Falle von SO MANY WAYS gar nicht nötig. Was Christopher, Jason, Keith und Murphy anders, auffällig oder so besonders exklusiv machen? Nichts. Ob die Band aus Chicago es dennoch in zwanzig Minuten schafft, mit rotierenden Griffbrettsprints, Zickzack-Gekeife und unbeschwert umtriebiger Stimmung aus der schüchternen Mücke einen um sich tretenden Elefanten zu machen? Verdammte Axt – ja!
Hat sich das erst selbstverliebt, später doch selbstlos präsentierte Gegniedel „Take It To The Limit“ erstmal als harmloses Intro geoutet, schieben tätowierte Arme die letzen Ohrensessel und Bügelfaltenhosen von der Tanzfläche. Denn die selbstbetitelte EP der Amis braucht Platz. Diesen verschlingen dann Saitenharmonien mit Thrashkante oder Popchöre mit Hüpfburgrückgrat. „Murf´s Life Hints“ und „37 Chambers “ haben NO TRIGGER- oder D.R.I.-Konzertflyer über dem Bett kleben aber hören vor dem Einschlafen doch lieber NEW FOUND GLORY. Sprechgesang, Mitmachbreakdowns, Sommerchorus? Hardcore und Poppunk in ein und derselben Kajüte? Alles schon mal dagewesen. Aber auch alles schon mal in altem, zerknitterten Geschenkpapier und mit müdem Lächeln eher zweckmäßig überreicht, um Quote oder Absicht zu erfüllen. Was klingt wie „so many bands“, machen sich SO MANY WAYS zur Tugend: Schnauze halten, rocken. Schiss vor dem legendären Dirtmonster „Dirtfoot“? Zu Recht, denn hier wird auf Rechnung der Strophe von „Mr. Chainsaw“ ein Partygewitter zusammengestrickt, während „Sleep Mask“ statt bloß an eine Tür zu klopfen lieber fünfeinhalb Minuten am Stück von allen verfügbaren Buffets nascht.
Billig und lieblos klingt das komischerweise nicht eine Sekunde, dafür kocht diesen Amis zu sehr das Blut in den Adern. Pausieren oder hinterfragen führt zu direktem Ausschluss – schließlich ist man nur einmal jung und das muß die Welt wissen und zu spüren bekommen! „I´ve Made A Huge Mistake“ und „Oak Island“ sind Empfehlungsschreiben, die an der Pforte zum Kaugummicorehimmel für Aufnahme mit Kusshand und Eins mit Sternchen sorgen.
Wo andere Genrekollegen den dicken Wälzer „How to...“ scheuen, lesen sich SO MANY WAYS überheblich, sympathisch und ungezwungen die Augen aus dem Kopf, ohne aus hässlichen Universitätstassen teuren Tee zu schlürfen oder ach so kopflastig innovativ und herausragend zu sein. Einfach vier junge Typen, die mit den Hufen scheren und es klar machen, statt sich auf die eigene Brust paukend unterzugehen.
Trackliste:
1. Take It to The Limit
2. I´ve Made A Huge Mistake
3. Sleep Mask
4. Murf´s Life Hints
5. 37 Chambers
6. Oak Island
7. Dirtfoot