Eine neue SOLEFALD-Platte kann für einen Rezensenten eine willkommene Abwechslung zum üblichen Einheitsbrei sein, welchen man ständig so vorgesetzt bekommt. Andererseits kann sie den armen Herr Rezensent auch quälen. Denn so ausgefallen SOLEFALDs Stil auch sein mag, so eigenwillig ist er auch. Doch nur weil das gehörte nicht ganz den eigenen Geschmack trifft und den eigenen Hörgewohnheiten entspricht, will man nicht gleich zum Verriss greifen, denn: den haben SOLEFALD keineswegs verdient – und auch nicht mit „Norrøn Livskunst“.
Was machen sie denn so besonders, so eigenwillig? Das Duo um den (übrigens als Schriftsteller tätigen) Cornelius Jakhelln sowie Lars Nedland debütierte zunächst mit Black Metal der eher konventionellen Art, entwickelte ihren Stil dann aber mit der Zeit radikal gen beinahe avantgardische Gefielde. Eine Geschichte, welche an die (übrigens mit SOLEFALD befreundeten) ULVER beziehungsweise den seit Jahren nur noch alleine unter diesem Namen Musik machenden Garm erinnert. Doch statt in eher elektronische Sphären abzutauchen, sind SOLEFALD dem Metal zumindest als Fundament treu geblieben. „SOLEFALD sind auch immer eine Spur konventioneller geblieben [als ULVER]“, gesteht sich Jakhelln in einem Interview mit metal.de auch selbst ein. Durch die immense Multiinstrumentalisierung (ein Klavier hier, ein Saxophon dort, und vieles andere wieder hier und da) und die stets ausufernden und üblichen Strukturen auflockernden Songs darf ihr Sound aber zumindest als progressiv bezeichnet werden.
„Norrøn Livskunst“ kommt im Vergleich zu älteren, naja nennen wir es Genre-„Auflockerungen“ der Marke „Neonism“ etwas fokussierter daher: SOLEFALD befinden sich recht standfest im Viking Metal und schielen erst von dieser Basis aus hin zu anderen musikalischen Gefilden – wenn auch natürlich im nach wie vor großen Ausmaß, sodass „Schielen“ vielleicht schon etwas sehr untertrieben ist. Vielleicht ist auch das (also das mit dem Viking Metal) der Grund, warum ich mit „Norrøn Livskunst“ nicht so ganz warm werde: Der (übrigens in Norwegisch vorgetragene) Gesang, die Thematik, die Stimmung, überhaupt und generell dieser Slang, welchen SOLEFALD mit all ihren Chören und all dem Bombast auf „Norrøn Livskunst“ sprechen – das ist alles nicht so meins. Klar, dass ich da – bei allem Respekt vor dem Geschaffenen – nicht ähnliche Lobeshymnen formulieren kann wie das der Rest der Fachpresse im Moment tut. Andererseits: Kritiken wie diese (und die Tatsache, dass die Musik bei einigen aneckt, nicht jedem ins Ohr geht) bestätigen doch nur, dass SOLEFALD alles richtig machen: Eigenwilligkeit muss Anecken – irgendwann und irgendwo. Und besser eigenwillig als beliebig.
Tracklist:
1. Song Til Stormen
2. Norrøn Livskunst
3. Tittentattenteksti
4. Stridsljod (Blackabilly)
5. Eukalyptustreet
6. Raudedauden
7. Vitets Vidd I Verdi
8. Haugferdi
9. Waves Over Valhalla (An Icelandic Odyssey Part 3)
10 Til Heimen Yver Havet