Wer eine Platte von SONIC SYNDICATE bespricht kommt nicht dabei herum, auf das kontroverse Image der Band einzugehen. Ich denke: Richtig so! Denn wer derartig in Musikvideos auf Cool trimmt, wer derartig sexistisch die Weiblichkeit der eigenen Bassistin ausschlachtet (und damit all denen recht gibt, welche SONIC SYNDICATE nur aufgrund ihr beachtet haben), und nicht zuletzt: Wer ideenlosen Plastik so schonungslos verkörpert, muss in irgendeiner Form zur Rechenschaft gezogen werden. Von den Äußerlichkeiten einzelner Bandmitglieder will ich dabei gar nicht sprechen, die sind mir egal und auch bei der Bewertung dieser Band irrrelevant. Um es anders zu sagen: Es ist ihre Sache.
Und musikalisch? „Only Inhuman“ war aus meiner Sicht her zwar ein medial übertrieben durch den Kakao gezogenes, aber immerhin – zwischen all den Füllmaterial – mit den ein- oder anderen kleinen Ohrwurm ausgestattetes Nuclear-Blast-Debüt. Danach: Ein „Love And Other Disasters“, dessen Augenmerk lediglich die Befriedigung der zahlenden Kunden und Freunde des Vorgängers zu sein schien. Wo „Only Inhuman“ nicht mehr als eine durchschnittliche Kopie des modernen Göteborg-Sounds der Marke SOILWORK, IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY ist, ist „Love And Other Disasters“ nun nicht mehr als das Produkt einer Kopie seiner selbst. Abzulenken wusste man aber: Noch mehr Image-Spielereien, noch mehr das Aussehen der Bassistin ausschlachten, noch mehr ultrateure und nicht minder glanzvolle Videos drehen. Mit einem Label im Hintergrund natürlich, welchem die Ausgaben wert zu sein scheinen, wenn die Kuh damit nur weiter gemolken werden kann.
Gemessen daran ist „We Rule The Night“ fast schon sowas wie ein Quantensprung: Ein neuer Sänger - Nathan J. Biggs – sowie ein auffälliges Weggehen von den Göteborger Wurzeln, hin zu Chart-affinen Pop-Rock. Sprich: Mehr Pop, weniger Shout-/Clean-Vocal-Passspiele und eine abermals entschärfte Härte, eingepackt wie immer in ein schillerndes Plastik-Korsett. Macht das Spaß? Naja, es tut zumindest niemanden weh – solange man nur beim Hören bleibt. Doch so ganz ohne Ecken und Kanten, so ganz ohne herausstechende „Ideen“ bleibt das alles natürlich auch schrecklich beliebig – nach wie vor. Seine Abnehmer wird das selbstverständlich wieder finden, das ist keine Frage: Dafür ist das alles zu hochpoliert, zu technisch zumutbar, Nathans Stimme zu gut und natürlich ist das Ganze auch zu eingängig dafür. Klare Verhältnisse also wieder: Für die einen grauenvoller Plastik-Müll mit nicht mehr nur peinlichen Image, für die anderen einfache Kost und eine Ansammlung so mancher „Hits“. Eine Kontroverse, welche die Band am Leben erhalten wird.
Tracklist:
01. Beauty And The Freak
02. Revolution, Baby
03. Turn It Up
04. My Own Life
05. Burn This City
06. Black And Blue
07. Miles Apart
08. Plans Are For People
09. Leave Me Alone
10. Break Of Day
11. We Rule The Night