Der Schlüssel zum Erfolg: Brandon Boyd wundert sich, warum der Einfachheit halber nicht alles nach “Meer” klingen kann. Klar und eindeutig – unverfälscht und nur in den richtigen Momenten aufgewühlt. Diese Frage stellt er auch Brendan O’Brien, den er noch aus Studiozeiten seiner pausierenden Hauptband kennt. Wie die Geschichte ihren Lauf nimmt, erzählt “Sons Of The Sea” in zehn bis dreizehn Akten.
Das Debütalbum von Boyds neuem Schätzchen SONS OF THE SEA - welches er erstmals im letzten Sommer zur Sprache brachte - mag weder Versteckspiele noch Geheimnisse. Schon “Jet Black Crow” wiegt sich im Sonntagsrhythmus vorbei an INCUBUS-like Harmonien und klingt mit seiner Radio-Percussion und aufgeplustert gefächerten Chören wo es nur passt nach der poppigsten Variante von Boyds bisherigem musikalischem Schaffen.
"Space And Time" würde keiner Fliege was zu Leide tun, stattdessen tippeln angeleinte Gitarren und Drums fast kinderliederartig durch den Hintergrund, während der vielseitige Künstler vorneweg leicht verdauliche Melodien serviert. "Plus/Minus", auf durchgehende Akustikgitarre aufgezogen, groovt in Richtung 90er Funkrock, auch "Great Escape" traut sich im Refrain einen deutlicheren und zeitgemässen Schritt nach vorne. SONS OF THE SEA kochen über die vierzig Minuten Spieldauer mit reinem Wasser welches oft kaum Salzgehalt vorweist, die friedlichen Songs zwischen MAROON 5 und IMAGINE DRAGONS aber dennoch ohne Anstrengung an der Oberfläche schwimmen lässt. Dabei helfen zurückgelehnte Choruslinien und eine detaillierte Produktion mehr als die drei überflüssigen Akustikversionen zum Albumende. "Avalanche" nimmt vorher lieber die Hilfe eines geschwollenen Pianos als die der sonstigen zahlreich gestreuten Gitarren wahr, denen O' Brien viel Spielraum lässt. Dem Song bringt das den Titel "Quotenballade" ein und zeigt die wandelbare und trainierte Stimme des Sängers, der "Sons Of The Sea" liebevoll als "Oddball Pop" beschreibt.
Als Ausgleich in der Schaffenspause sind (oder ist) SONS OF THE SEA sicherlich ernst zu nehmen - um INCUBUS-Anhängern ein passendes Vertretungs-Standbein zu bieten, dürfte das Projekt jedoch schweres Spiel haben: Nicht jeder Fan der Rockband wird Zugang zu (sogar für Boyds Verhältnisse) käsigen Säuseleien wie "Come Together" finden und sich mit dem handzahmen Gesamtbild abfinden wollen, in das LEONARD COHENs “Hey, That’s No Way To Say Goodbye” allerdings perfekt passt.
Trackliste:
01. “Jet Black Crow”
02. “Space And Time”
03. “Untethered”
04. “Plus/Minus”
05. “Great Escape”
06. “Come Together”
07. “Where All The Songs Come From”
08. “Avalanche”
09. “Lady Black”
10. “Hey, That’s No Way To Say Goodbye”
11. “Space and Time” (Acoustic)
12. “Come Together” (Acoustic)
13. “Lady Black” (Acoustic)