Plattenkritik

Spitchild - Sunday Morning Pornshow

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Release Date: 25.04.2011
Datum Review: 25.07.2011

Spitchild - Sunday Morning Pornshow

 

 

Willkommen in der Welt des Power Poser Porn Piano! Zugegebenermaßen musste ich nach dem Genuss des Cover-Artwork im astreinen 80er-Action-Movie-Filmplakat-Stil und den Künstlernamen "El.Friede, T.Moon, Jon.Ass & M.I.Chel" erstmal überprüfen, ob die Hosenträger an der Fremdscham-Jeans noch ordentlich fest sitzen. Aber Bad-Taste ist ja bekanntlich derzeit durchaus eine interessante Partyerscheinung, also wieso ein Buch nach dem Umschlag bewerten? Außerdem hat der Mann mit dem Pelzmantel auf dem Cover eine Keytar! EINE KEYTAR!!!

Musikalisch gehen SPITCHILD einen durchaus interessanten und bisher wenig bewanderten Pfad. Man nehme dreckige treibende Rock'n'Roll-Riffs, addiere eine basslastige tiefe Gesangsspur wie sie Mike Patton gerne in denFAITH NO MORE-Tagen um die ANGEL DUST eingesetzt hat und ersetze alle Gitarren durch Pianos und Synthies. Alleine diese kleine aber feine Umstellung von Saiten zu Tasten, lässt Riffs und Groove in einem ganz neuen und ungewohnten Sound erscheinen. Wenn Songs wie "Nuggets of Gold", "Free Cage Society" oder "Stroboscope Eye Massage" nach vorne losgehen wie klassische MONSTER MAGNET Haarlüfter, durch die Instrumentalisierung aber gleichzeitig wirken wie RICHARD CHEESE Cover-Versionen selbiger, dann steht man definitiv auf einem weitestgehend unbeackerten Feld. Allerdings nicht mit Gummistiefel und Latzhose, sonder man lässt ohne Hose und nur mit Pornobrille und Pelzmantel bekleidet die Kronjuwelen im Wind wehen.

Leider funktionieren die eher schnellen Songs meines Erachtens nicht so ganz. Vielleicht ist es auch einfach zu ungewohnt fetzige Riffs von einem Piano vorgetragen zu bekommen. Faszinierend ist es dennoch auf jeden Fall. Richtig grossartig werden die Songs jedenfalls erst, wenn eine Spur langsamer an die Sache herangegangen wird. Songs wie "Sunday Morning Pornoshow" und "The Future of Entertainment" lassen mich mit einer Träne im Zylinder an glorreiche FAITH NO MORE-Platten zurück denken. Merkt man schon, dass "R.V." mein Lieblingssong von FAITH NO MORE ist?

Was dem Album leider ein wenig fehlt sind die Hits. Gerade bei dieser Art von Gesang hatte ich erwartet, dass sich die Hooklines tagelang in meinem Gehirn festkrallen und es mir auf Grund der debilen Texte peinlich wird, diese wieder und wieder in mein Umfeld zu feuern. Dies ist aber dummerweise nicht passiert. Ich erfreue mich an der Kreativität der vorgetragenen Musik, an dem ungewohnten Soundgewand und an der angenehm markanten Stimme. Das ist aber auch schon alles.

So sind SPITCHILD für alle Leute empfehlenswert, die FAITH NO MORE schmerzlich vermissen und etwas Variation in ihre Bibliothek bringen wollen. Allerdings wäre das Album wohl insgesamt wesentlich besser geworden, wenn man ab und an doch mal das Piano durch eine Gitarre ersetzt hätte um etwas mehr Abwechslung auf die Kette zu bekommen. Auf Albumlänge wird das Experiment nämlich leider durchaus ermüdent. Einen Pluspunkt gibt es auf jeden Fall für den vollkommen eigenständigen Sound und die perfekt ausbalancierte Proll-Attitüde. So oder so ist ein gutes Fazit "Muss man gehört haben!".

Tracklist:
01. Gang Bang Hotel Chain
02. Animal Game-Animal Pain
03. Got a Dream
04. Sick Cat Pukin'
05. Sunday Morning Pornshow
06. High Five With The President
07. Playin' a role
08. The Future Of Entertainment
09. Nuggets of Gold
10. Sick In My Mind
11. Stroboscope Eye Massage
12. Milk River
13. Free Cage Society
14. Pornshow Theme

Autor

Bild Autor

Georg

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