„Don’t tell me who to be“ - schmettern uns STICK TO YOUR GUNS selbstbewusst entgegen. Genauso rebellisch, genauso aggressiv kennen wir die Jungs aus Orange County. Auch auf dem neuen Album „Disobedient“ machen sie ihrem Ärger ordentlich Luft. Zugegeben: nach dem Riesenerfolg von „Diamond“ haben die fünf Jungs die Messlatte sehr hochgelegt. Doch wie hält man als Band einem solchen Druck nun stand? Die Suche nach dem richtigen Produzenten steht da an erster Stelle. Mit John Feldmann (ua. BEARTOOTH, ALL TIME LOW) haben sie nicht nur einen erfahrenen Mann am Start gehabt, sondern jemanden, der auf die Band und ihre Ideen sehr gut eingegangen ist. Das Resultat sind elf Songs voller Leidenschaft, Emotionen aber auch Wut sowie Hass. Soziale und politische Ungerechtigkeit - das wird in „Disobedient“ besonders an den Pranger gestellt. „I don't live my life by your made-up rules, I can't identify with your twisted views“ („I Choose No One“). Die Kluft zwischen Politikern und Bürgern wird immer breiter. Was die Großen entscheiden, hat nichts mehr mit uns zu tun. Demokratie? Ein Scheinwort. Wir sind nicht so frei, wie wir glauben. Der Titel der Platte scheint den einzigen Ausweg aus dieser Misere zu bieten: be disobedient - sei ungehorsam. Als Kinder haben wir gelernt, dass wir mit einer Strafe zu rechnen haben, falls wir nicht das tun, was von uns verlangt wird. STICK TO YOUR GUNS lehren uns jedoch, dass der Aufstand ein Weg zur Besserung sein kann. Nur wer rebelliert, der kann sich auch Gehör verschaffen. Die Jungs sind wütend. Und dieser Wut lassen sie in ihrer Musik freien Lauf. „The words alone won't last, Fuck the message!“ („RMA). Mit Toby Morse von H2O als Guest Vocalist fordern sie auf, selbst aktiv zu werden. Wir sind verantwortlich, wir sollen aufstehen, wir müssen handeln. „I refuse to hold your smoking gun“ („I Choose No One“) - eine klare Ansage, dass wir kein unschuldiges Blut mehr vergießen wollen. Unterstützt werden STICK TO YOUR GUNS neben Morse auch von Walter Delgado (ROTTING OUT) und Scott Vogel (TERROR). Zusammen ergibt das eine explosive Mischung, die neuen Schwung in die Welt des Hardcore bringt. Doch die Band kann auch anders. Wer sich schon ein wenig mit den Jungs beschäftigt hat, der weiß, dass Frontman Jesse ein außerordentlich guter Sänger ist. „Left You Behind“ bestätigt das. Eine ruhige Ballade, die ganz ohne Aggressivität und Wut auskommt. Durch die intime Zusammenarbeit zwischen Band und Produzent Feldmann, singt Jesse zum ersten mal auch über sehr persönliche Themen, die seine eigene Familie betreffen. „Have my messages gotten lost? Cause’ it’s been twenty six years now, and still no response“, klagt er in „To Whom It May Concern“. „Disobedient“ ist ein ehrliches Album ohne Barrieren. Die Platte lebt von der Vielfalt.
STICK TO YOUR GUNS lassen sich nicht auf ein Genre und bestimmte Regeln festnageln. Viele musikalische Einflüsse haben sie zu dem gemacht, was sie heute sind. Emotionaler Clean-Gesang, der immer wieder in energiegeladenen Parts mündet („The War Inside“). Sie haben keine Scheu davor, ihre sanfte Seite zu zeigen. Einigen ist die Musik vielleicht nicht mehr „hart“ genug, doch gerade dieser Mut zur oft kritisierten musikalischen Vielfalt fehlt im heutigen Hardcore noch viel zu oft. Ändern wird sich die Band jedenfalls für niemanden oder, um es in den Worten von Jesse zu sagen:„Oh, you want us to do this? Well we’re gonna to do the opposite because fuck you!“