Plattenkritik

Stone Sour - Come What(ever) May

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 28.07.2006
Datum Review: 29.07.2006

Stone Sour - Come What(ever) May

 

 

Ich will jetzt gar nicht aufzählen, an wie viele klassische Rockbands mich das neue Album erinnert, das wäre der Band gegenüber unfair, denn die Herren aus Iowa, die sich nach einem Cocktail benannt haben, zeigen auf “Come What(ever) May” eine deutliche Weiterentwicklung zu ihrem Debüt „Stone Sour“. Waren die Songs auf dem ersten Album sehr viel rhythmischer, eher rifflastig, als großartig melodiös, so hat sich ihr Sänger Corey auch mehr im mittleren Intonationsbereich seiner Stimme aufgehalten. Das alles ist auf dem neuen Album vergessen, denn hier wird mit Classic Rock, Stoner Rock, Metal, aber auch mit vielen Popelementen gespielt. Es scheint, als hätten die Herren Corey und Jim (ihres Zeichens #8 Vocals und #4 Gitarre bei Slipknot) ihre Masken restlos hinter sich gelassen und ohne Scheu vor (vor allem melodiösen) musikalischen Zugeständnissen an einem Album mitgewirkt, das sich durch alle Facetten des Rocks zieht und auch Bluesanleihen nicht leugnen kann.

Der erste Song „30/30 – 150“ fängt ähnlich an wie der erste Song auf dem Debüt: Doublebass-Drumming und ein hartes Stakkatoriff. Verliert nicht an Härte, allerdings singt Corey über die Riffs, anstatt zu bölken und das gibt dem Lied einen besonderen Drive. Viel Flair und mein persönlicher Favorit ist „Reborn“ der sechste Track auf der Scheibe. Er ist der direkteste, schnellste und härteste Song des Silberlings, obwohl die Strophen eher etwas ganz anderes vermuten lassen. „Through Glass“ ist dann die erste richtige Ballade. „TSD“ – Schemata (TerzSubdominanteDominate…oder so ähnlich), die dann nachher in einen seichten Rocktrack umschlägt. Die Lyrics sind ergreifend und machen nachdenklich und Corey ist hier eher nicht verspielt und auch die Gitarren sind eher simpel, wie schon tausend mal gehört, allerdings wirksam und lenken nicht vom Text ab. Ob gewollt oder Zufall, es ist ein guter Song, auch wenn er einen gewissen Nickelback-Viva-Mtv Nachgeschmack hat. „Socio“ ist der Song, der für mich am meisten aus dem Rahmen fällt, denn er fängt merkwürdig „synthetisch“ an, wie bei den THE KILLERS oder MUSE und anderen Bands aus diesem Bereich. Entwickelt dann aber einen Chorus, bei dem ich an Tango denken muss und wächst zu einem sphärischen Intermezzo gegen Ende. „Cardiff“ ist für mich die schwächste Komposition der Scheibe. Er versucht Atmosphäre zu schaffen und erinnert partiell an GODSMACK, aber im Vergleich zu den anderen, kann er nicht mithalten. „Zzyz Rd“ ist wohl DER Klischee-Song schlechthin: Eine sehnsüchtige Pianomelodie, ein leicht deprimierender und vor allem schockierend ehrlicher Text, eine verzweifelte Stimme, die all ihre möglichen Lagen ausreizt und am Ende eine Eruption der Gefühle. Klischee, wie gesagt, aber trotzdem toll und nun wollen wir mal darauf scheißen, ob er uns an dieses Ding mit Chad Kruger erinnert, ihr wisst schon der „Spiderman-Soundtrack“ oder an bereits oben genannte Bands, dieser Song ist simpel, aber gut und wenn ihr mal Bock habt zu kuscheln bei Kerzenschein und nicht nur mit eurer/m Freundin/Freund Bier zu trinken, Wettrülpsen zu veranstalten und dreckige Hundeliebe zu machen, dann sollte diese Ballade eure Einstimmung sein.

Objektiv betrachtet ist dieses Album ein schlichtes Stück Rock, aber die Weiterentwicklung, die hier stattgefunden hat, ist beachtlich.

Tracklist

1. 30/30-150
2. Come What(ever) May
3. Hell & Consequences
4. sillyworld
5. Made Of Scars
6. Reborn
7. Your God
8. Through Glass
9. Socio
10. 1st Person
11. Cardiff
12. Zzyzx Rd

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.