Plattenkritik

Storyteller - Frontier Spirit

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Release Date: 01.11.2013
Datum Review: 24.11.2013

Storyteller - Frontier Spirit

 

 

Ich hasse es! Zum dritten Mal fang ich nun diese Review an, ohne wirklich zu wissen, was ich überhaupt schreiben werde. Beim ersten Mal wollte ich das Teil mal einfach aus kindlichem Protest verreißen, beim zweiten Mal wollt ich mich schon behutsam annähern, doch war das alles einfach zu verkopft und schlicht daneben.

Und warum? Weil mich das Etikett Poppunk eher abstößt als begeistert, wurde man doch in den vergangenen Jahren nicht immer mit Qualität belohnt, wenn man sich denn mal ein solches Output gegönnt hatte. Zu oft entpuppte sich die als das nächste große Ding angekündigte Band als Griff ins Klo. Aber gut, zurück zum Anfang und einmal den ganzen negativen Ballast im Kontext dieses Genre über Board kippen...

Gleich vorweg: STORYTELLER machen es dem Hörer nicht leicht, auch wenn ihre Songs natürlich keineswegs auf besondere Art und Weise progressiv sind. Doch „Frontier Spirit“ braucht mehrere Anläufe bis es zündet, bis sich einzelne Songs als Hits entblößen. Von dem allseits bekannten und meist weniger beliebten, weil qualitativ flachen, Poppunk sind die fünf Jungs aus Dessau nämlich meilenweit entfernt. Schon allein die immer schön aus dem Vollen riffenden Gitarren sprechen hier eine mehr als deutliche Sprache, zumal auch das Thema Abwechselung in Sachen Tempiwechsel auf der Debüt-Langrille groß geschrieben wird. Man merkt STORYTELLER einfach ein gewisses Maß an Erfahrung in Sachen Songwriting an, ohne dass die Routine jedoch bei ihnen in Langeweile abdriftet.

Oberflächlich ließen sich ihre Texte sicher als Genre-üblich einordnen. Man nehme einen guten Schuss Jugend, mixe diesen mit Frust über erlittene Enttäuschungen und der Sehnsucht nach dem Neuen, dem anderen Leben. Das ist weder neu noch schlecht, sondern schlicht persönlich. Und auch im etwas gehobenen Alter kann ich diese Texte noch sehr gut nachvollziehen, denn an manchen Tagen gebe ich mich durchaus gerne dieser jugendlichen Romantik hin. Schlimm? Macht nichts. Zumindest mir nicht.

Die oft von den geschätzten Heinz-Hormann-Fraktionskollegen vorgebrachte Kritik der fehlenden Hits kann und will ich nicht teilen, denn die Platte hat mit „Dramedy“, „Give and Receive“ oder auch „Empty Streets“ nämlich genau das. Dazu muss man aber genauer hinhören und den Songs die Chance zur Entfaltung geben, die sie auch verdienen. Das kann mitunter zwar eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, aber wer musikalisches Fast-Food will, soll seine Ohrmuscheln halt einfach mit irgendeiner Tough-Guy-Bollo-Mucke beschallen. Die gibt’s ja bekanntlich auch wie Sand am Meer.

„Who cares what you say, you waste my time away!“...Ja, so ist das. Unbewusst geben STORYTELLER damit eigentlich schon die beste und passendste Antwort all den potentiellen Nörglern da draußen, die heutzutage natürlich niemals BLINK 182 gehört haben wollen, weil es eben anno 2013 nicht mehr cool ist und die Zeiten extrem hart, denn das Ghetto lebt bekanntlich in jedem von uns. Oder etwa doch nicht?

Tracklist:
1.Kid In Mind
2.Tables Turn
3.Give And Receive
4.Dramedy
5.For Good And All
6.Lease Of Life
7.Empty Streets
8.One Year
9.Right Now
10.Ghost Town

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!