Die geflügelte Sanduhr gehört bei einschlägigen Konzertbesuchen zu den Klassikern aus Tinte - auf Wade oder Shirt gleichermaßen. Damit es den drei Herren von THE LAWRENCE ARMS auch abseits ihrer vierzehnjährigen (und derzeit eher pausierenden) Hauptband nicht zu kahl am Kopf wird, sorgen Chris, Brendan und Neil weise vor. Ersterer setzt dabei zu einhundert Prozent auf einen grauen und verregneten Tag in seiner Heimatstadt.
Als SUNDOWNER erzählt Chris McCaughan an der Akustikgitarre aus dem Abseits. Der unscheinbare, kleine Blondschopf mit der melancholischen Stimme hält sich auch für sein drittes Album als offener und treuer Beobachter dort auf, wo es weh tut. „Neon Fiction“ klingt nach der nächtlichen (Un-)Ruhe, wie sie direkt aus der Vorgeschichte zum Coverfoto herausgeschnitten worden sein könnte. „Kann nicht schlafen, bin spazieren“. Bei „Cemetery West“ genehmigt McCaughan ein seichtes Schlagzeug, dazu windet sich das „I“ im Chorus schmissig und endet in gestretchten „Ah-Ah´s“. So vermischen sich Pop, Folk und Songwriternoten zu dem, was ursprünglich als THE LAWRENCE ARMS-B-Seiten auf Papier und Band gebracht wurde. Lichtblicke oder motivierende Zugeständnisse bleiben bei SUNDOWNER rar gesät – es schwimmt sich eben anstrengend in „Concrete Shoes“, geradezu wenn die Vergangenheit und alte Freundschaften im Alltag aufholen.
„Life In The Embers“ hingegen wirkt befreiend und aufleuchtend: „Today, I´ll Let Go Of Everything“ eröffnet McCaughan den Song in Moll – und man will ihm Glauben schenken. „Neon Fiction“ reichen ein paar leise angezerrte Gitarren und wenige, trocken produzierte Spielereien als Gerüst, für den Rest sorgt der gebürtige Chicagoer Junge mit seinen Erzählungen und Ansichten. Musikalisch fordert SUNDOWNER den Hörer dabei kaum heraus oder löst vergessene, eingerostete Verbindungen. Schön bis schaurig hingegen sprudelt das Textliche aus den zehn Songs, was auf sich allein gestellt die Stimmungen zu halten oft nicht zu bewältigen weiß.
„My Beatiful Ruins“ ist einer der intimen Momente, dem es nicht gerecht werden würde als flüchtiger Song in der überfüllten U-Bahn verschlungen zu werden. „Origins“ ist so nahe an einem etwaigen THE LAWRENCE ARMS-Intro, dass man aus jedem der sieben Jahre Wartezeit seit „Oh Calcutta!“ eine Voodoopuppe nähen möchte. Deren Bekanntschaften mit dem Nadelkissen könnte wie „Grey On Grey“ klingen - zitternd, emotionsgeladen, unbeholfen. Nach der Misere warten SUNDOWNER mit offenen Armen.
Trackliste:
01. Cemetery West
02. My Beautiful Ruins
03. Concrete Shoes
04. We Drift Eternal
05. Grey On Grey
06. Life In The Embers
07. Origins
08. Paper Rose City
09. Poet Of Trash
10. Wildfires