Mit Audiolith-Releases ist es mittlerweile irgendwie wie bei einem neuen SLAYER-Album: da weiß man im Grunde schon im Vorfeld, was man bekommt und freut sich trotzdem immer mindestens so ein bisschen. Statt Doublebass-Gepolter sind es hier nur eben knallige Bässe, statt Gitarrensoli mächtig durchdrehende Synthies und als lyrisches Gegenstück zum ollen Satan und psychopathischen Massenmördern gibt es hier nunmal stets quasi die selbe lieb gewonnene Mischung aus guten Drogen und böser Staatsmacht mit dem gewissen Quäntchen Liebstollheit obendrauf. Da noch großartig Unterschiede auszumachen fällt schwer.
Andererseits: Der kundige Hörer weiß ja die kleinen Details zu schätzen, die eben dafür sorgen, dass ein neues „Reign In Blood“ nicht alle Jahre wieder auf die nicht gerade kleine Zielgruppe losgelassen wird. Manchmal ist es dann nunmal auch ein „God Hates Us All“. Bedeutet im Umkehrschluß: bei manchen kommt der Bass noch bassiger, die Synthies noch quietschiger und die Texte noch bissiger daher als bei anderen.
Nun also SUPERSHIRT (ja, die mit den „8.000 Mark“) und die Cobretti-Jungs von CAPTAIN CAPA. Im Team und jeweils zu zweit allein. Merkt man da überhaupt einen Unterschied? Jein. Größtes und offensichtlichstes Unterscheidungsmerkmal dürften da wohl schon die geradezu ungewohnt anmutenden englischen Vocals letzterer sein. Ansonsten alles beim alten im Audiolith-Land. Tanzbar, in einigen Fällen verdächtig nah dran an Electrolore und Konsorten, aber stets auch in den plakativen Parolen grundsympathisch. „Wir wollen doch nur keine Jugend / Dann haben wir auch kein Problem. / Und endlich mal keine Zukunft / und schon gar kein System.“ Da weiß man, woher der Wind weht. Das kennt man, das mag man. Oder eben nicht. Zielgruppenmusik galore. Es gibt wahrlich schlechteres.
Ungeachtet jeglicher Innovationsdiskussion lässt sich allerdings auf jeden Fall festhalten: die angenehmeren Songs kommen von CAPTAIN CAPA. Die kümmern sich nämlich zumindest darum, dass ihre Songs nicht allzu sehr in Richtung Ballermann abdriften, mal so rein musikalisch gesehen. In derlei Gefilden nämlich scheinen sich SUPERSHIRT, allen textlichen Gewitztheiten zum Trotz gar nicht mal so unwohl zu fühlen. Auch das kennt man von anderen Bands des Labels und die Trennlinie zwischen Befürwörtern und Gegnern wurde ohnehin schon lange vor diesem Release gezogen und auch kaum mehr aufzulösen sein. Dass dies aber auch gar nicht das Ziel ist, machen Veröffentlichungen wie diese unmissverständlich klar. Vielmehr scheint es darum zu gehen, die Trademarks des Labels noch stärker zu betonen.
Audiolith 2010 – da weiß man, was man hat. Eine Konstante eben. Wie SLAYER. Sicher kein neues „Seasons In The Abyss“ oder „Reign In Blood“, aber handwerklich durchaus gewohnt solide Kost. Kann man haben, muss man aber nicht.
P.S.: Das Alles gibt es übrigens als 2-Song-Split als 7“ oder digital in deutlich üppigerer Laufzeit. Zur Review lagen alle Songs vor!
Tracklist:
7“:
1.Supershirt - „Dein Monster“
2.Captain Capa - „Whales“
Digital Download:
1.Captain Capa/Supershirt - „Tote Tiere“
2.Supershirt - „Dein Monster“
3.Supershirt - „Keine Jugend“
4.Captain Capa - „Whales“
5.Captain Capa - „Roadkill“
6.Captain Capa/Supershirt - „Tote Tiere“ (Deaf Danger Remix)
7.Captain Capa/Supershirt - „Tote Tiere“ (Umami Remix)