Als der Charme und Wortwitz des deutschen Hip Hops zum Anfang des neuen Jahrtausends in den Hinterhöfen irgendwelcher Berliner Plattenbauten von den Bushidos und Sidos dieser Welt brutal abgeschlachtet wurden, da hab ich irgendwie das Interesse an dieser Art von Musik verloren. Intelligente Texte, Wortakkrobatik und technische Finesse wurden durch Koks, Nutten, Gewaltverherrlichung und die tödliche Hetzjagd auf den Genitiv abgelöst, begleitet von einer oft wenig authentischen Gangsterattitüde. TAMAS kommt offenkundig auch aus dieser Ecke und wäre "Kopf.Stein.Pflaster" ein Hip-Hop-Album, hätte ich mich sicher nicht damit beschäftigt.
Das ist nun aber nicht ganz der Fall, der Tough Guy aus Berlin Wedding lebt nämlich auf vorliegendem Album vor allem sein Faible für harte Gitarren aus. Auf einem fetten Fundament aus knackigem Metal mit Hardcoreanleihen rappt und brüllt TAMAS gegen alles an, was ihn so auf die Palme bringt. Metaphern und große Wortspiele sucht man vergeblich, TAMAS macht keine Musik für Feingeister, er sagt was er denkt und er sagt es direkt und ohne Umschweife. Der Berliner holt zum verbalen Rundumschlag gegen Politik, Nazis, die reiche Oberklasse und natürlich die Polizei aus. Besonders mit Letzterer scheint TAMAS in der Vergangenheit wohl öfters mal aneinander geraten zu sein, im punkigen "Fick die Cops" illustriert er jedenfalls sehr farbenfroh seine Abneigung und schießt dabei vielleicht etwas übers Ziel hinaus. Doch auch sonst nimmt er kein Blatt vor den Mund, Nummern wie "Jesus schießt", "Eat The Rich", "KRKA" oder "Panzer" sprechen eine deutliche Sprache. Seine Band leistet dabei sehr gute Arbeit, der Großteil der Songs entwickelt einen gehörigen Drive und knallt ordentlich, Kritkpunkt sind eher die Raps von TAMAS selbst. Schnell und trotzdem gut verständlich ist er, einen gewissen Flow hat er auch, oft textet er aber nach dem Schema "reim dich oder ich fress dich", was stellenweise unfreiwillig komisch wirkt. Die balladesken Töne in "Drama" wollen zudem überhaupt nicht ins Gesamtbild passen, und keine Angst TAMAS, niemand wäre je auf die Idee gekommen, dich mit Peter Pan zu vergleichen.
Dennoch funktioniert die Mischung aus hartem Metal und kompromisslosem Berliner Straßenrap überraschend gut und TAMAS wirkt tausendmal authentischer als alles, was im Block noch so auf dicke Hose macht. Der Vergleich mit BODY COUNT liegt nahe, die Ausführung kommt allerdings etwas moderner und auch brachialer daher. Seine direkte, manchmal vielleicht etwas unbeholfene Art und seine Liebe für aufgedrehte Verstärker machen den Mann außerdem irgendwie sympathisch. Kein Meilenstein für die Dauerrotation, aber ein ordentliches Album zum gelegentlichen Ausrasten, das auch für jene interessant sein dürfte, die der deutschen Hip-Hop-Szene sonst so garnichts abgewinnen können.