Dank der TEENAGE TIME KILLERS sind die Pulse von Musikjournalisten und -bewanderten noch mit dem ersten Lebenszeichen ins Weltall ausgewandert. Das Projekt - oder eher Kollektiv - mit unzähligen stadtbekannten Gesichtern wird sich hüten, leere Versprechungen oder peinliche Bandbreiten abzuliefern. Das zumindest sagen die, die sich überhaupt erstmal an "Greatest Hits Vol. 1" - natürlich das Debüt der Band - herantrauen.
"Was soll bloss ständig dieser bescheuerte Begriff?" dachten sich Gitarrist Mick Murphy (MY RUIN) und CORROSION OF CONFORMITY-Gründer Reed Mullin, als sie vor knapp zwei Jahren wieder und wieder über das Schimpfwort "Supergroup" stolperten. Mit ihren Kontakten und Freundschaften innerhalb Szene resultiert nun ein Album - praktisch zur Opfereinweisung und nicht nur im Kontext von "wir-könnten-doch" oder "wer-hätte-Bock-mal-irgendwann". Also treibt Mucker-Kollege DAVE GROHL einfach einen Keil unter die Eingangstür seines 606 Studios nahe Los Angeles, wo eh alle Buddys früher oder später auftauchen. Oder um es mit den ersten Zeilen von "Clawhoof" zu sagen: "I called the devil and he came..."
Auf ganze zwanzig Songs unterschiedlichster (Personal-)Zusammensetzung bringt es das Debütalbum der TEENAGE TIME KILLLERS, von klassischer Metalkante über Hardcorepunk bis hin zu Stoner, Sludge und Horror-Rock erzählen Stücke wie "Egobomb" und "Bleeding To Death" demnach nicht nur eine einzige schmale Story. Jello Biafra ist ganz in seinem Element, wenn das pissige Organ des ehemaligen DEAD KENNEDYS-Kopfes "Ode To Hannity" mit einem Mittelfingerlachen beginnt. Karl Agell, ehemaliger COC-Kollege von Mullins, kreiert dann bei "Devil In This House" seine persönliche bunte Tüte aus MISFITS, MASTODON und BLACK FLAG. Das Blitzen in den Augen der TEENAGE TIME KILLERS gilt höchstens der Liebe und Aufgeregtheit - zu keiner vermeindlichen Sekunde hingeegn den Dollarzeichen. "Explorer" eröffnet roh und shreddend mit Gangchören und dem Geruch von Asphalt und alten Skatevideos.
CLUTCH-Mitbegründer Neil Fallon hingegen schleift seine Stonerrock-Religion nicht durch die Hintertür raus, sondern glänzt bei "Crowned By The Light Of The Sun" mit meterhoher Stimme zu brachialen Riffs. Spannend sind auch "Hung Out To Dry" oder "Barrio": Bei erst genanntem Titel stiefelt Randy Blythe statt durch LAMB OF GOD-Gebolze durch einen fiesen, Schizo-Bastard aus Thrashmetal, Hardcore und PANTERA-Fingerzeig, während ALKALINE TRIOs MATT SKIBA eine gute (und nicht mal unverkennbare) Figur zu der gesellschaftskritischen Streetpunknummer macht. "The Dead Hand" schwänkt sofort wieder um: Hier tauscht Mullin die Stöcke gegen sein THE BRONX-Shirt und feiert in gut zwei Minuten eine kompromissfreie Hardrockparty.
Jedes der zwanzig Stücke steht nicht bloss des abwechslungsreichen Gesanges wegen für sich. Man spürt förmlich, wie Instrumente und Spontanität durch das Studio flossen und der Bock auf unkompliziertes, zwangfreies Arbeiten Vorrang hatte: SCREAM-Kopf Peter Stahl macht "Plank Walk" risikobereit zur Düsterpunk-Hymne und Dank Tommy Victors Sleazer-Organ füllt "Days Of Degradation" die Albummitte mit einer Mischung aus Nu Metal, Glamrock und groovenem Prog. Konzept gut statt bloss kurzfristig witzig, Umsetzung noch besser. Das Gewicht ihres Vorhabens spannen TEENAGE TIME KILLERS nicht gleich auf jede Häuserwand: Dave Grohl konzentriert sich aufs Bass spielen, "Stargäste" wie Pat Smear, Brian Baker oder London May halten sich ebenso im Hintergrund und schicken stattdessen Lee Ving oder Corey Taylor voraus. "Greatest Hits Vol. 1" hält mit den Erwartungen an Personal und Idee locker mit. Statt sich von Superlative zu Superlative zu hangeln lassen TEENAGE TIME KILLERS - benannt nach einer Single der 80´s Punkband RUDIMENTARY PENI - lieber den Knüppel aus dem Sack. Am intensivsten wird es für den Hörer in Momenten wie den abgezählten Hardcoresekunden von "Time To Die" oder "Big Money". Ob sich Fan werden wirklich lohnt bleibt aufgrund einer sicherlich utopischen Live-Präsenz der Band fraglich - der kritische "Greatest Hits"-Test aber darf als bestanden angesehen werden.