Für die Entstehung ihres vierten Albums verbinden TEMPLETON PEK das Angenehme mit dem Nützlichen. So zieren das Booklet zahlreiche Fotos und Andenken aus sonnigen Studiotagen, die all dem inhaltlichen Beef und dem berechtigten Rauch aus den Bandköpfen auf jeden Fall genügend Platz lassen sollten.
In Hermosa Beach, Kalifornien gilt Vorsicht beim verträumten Blick aufs Meer: Wenige Meter zuviel abgewichen, richtet man das Auge auf die hässlichen Industrieschornsteine des Öl-Giganten Chevron - und rollt man mit dem Beachcruiser versehentlich zu weit nach Norden, befindet man sich inmitten des Brennpunktviertels El Segundo. Die Gegensätze dieser Welt machen auch "New Horizons" Feuer unterm Hintern, ums ordentliche Anfeuern kümmert sich das Trio aus dem weniger sonnigen Birmingham dann höchstpersönlich. Die deutliche Referenz zu RISE AGAINST kann auch der Nachfolger zu "Signs" nicht ablegen, allerdings sind die zehn neuen Songs etwas mehr auf Krawall und Tuchfühlung gebürstet - als auf grössere und noch grössere Arenen. "Skyline" traut sich gleich zu Anfang fünfeinhalb Minuten Spielzeit, markanten gesanglichen Charakter und eine lauernde Strophe zwischen THURSDAY und ARMOR FOR SLEEP. Auch beim bulligen "Fractures" oder dem knackigen Rocker "One More Enemy" ist ebenso viel Punk wie Protz im Spiel, doch TEMPLETON PEK wissen sich und ihren Popcore mittlerweile ebenso im Jugendkeller wie in der Mehrzweckhalle einzunisten. Der hallende Gesang von Sängerbassist Neil Mitchell, verspielt dynamische Gitarrenriffs und eben immer wieder die Bezüge auf die großen Brüder aus Chicago nehmen auch "New Horizons" lächelnd mit in die Familie auf. "The Blindside" oder "Broken Lines" zwar klingen eher so, als habe man vom Lokalvorteil in den Studioräumen von Hardline Entertainment eher bei PENNYWISE als bei BLACK FLAG aufgetankt (beide Bands stammen ebenfalls aus Hermosa Beach), jedoch steht der polierte und zugleich charmante Punkrock dem Trio aus Birmingham einfach gut.
Wo "Signs" zuvor noch mehr Glanz und Detail bei Hooklines und Produktion bot, stapeln sich während der sechsundvierzig Minuten reifes Songwriting und erlebte Themen. Aus der Vergangenheit lernen bezeichnet das von Cameron Webb (u.a. SOCIAL DISTORTION, SILVERSTEIN, SUM 41) gemixte "New Horizons" nicht nur im Titel, laut Eingenaussage ist hauptsächlich der Los Angeles-Aufenthalt der Band die Ursache für ein knalligeres und gelösteres, aber auch nicht immer (sofort) infizierendes Album. Nach "Lost On You" oder "Head Count" möchte man annehmen, dass auch die benachbarten IGNITE oder gar die FOO FIGHTERS im Studio vorbeischauten um ihr Los in den Inspirationstopf zu werfen. Nicht alle Zeichen bei TEMPLETON PEK stehen auf "neu", aber umso sicherer auf "go". "New Horizons" belohnt demnach wie gewohnt ebenso beim Blick in die Ferne wie inmitten eines verschitzten Punkclubs.