Der duemmste Anmachspruch, den Alison Mosshart je ueber sich ergehen lassen musste? Vollkommen unwichtig. Wer nach "Dodge & Burn" am naechsten Morgen neben der Coolness der Frontfrau fruehstuecken will, wird auch mit aalglattem Anbagger-Abi auf tiefschwarzes Granit beissen.
Mit Verlaub gesagt, haben ausgerechnet THE DEAD WEATHER mit Mosshart am Mikro die dicksten Eier. Die Powerfrau ist daran im uebertragenen Sinne nicht unschuldig: Ist der Opener "I Feel Love (Every Million Miles)" auch eigentlich ein Bluesgaragen-Standardwerk fuer die Verhaeltnisse von Jack White (hier wie gewohnt am Schlagzeug) und Co., so fuellt sich die Checkliste der Arrangementgimmicks doch wie von selbst. Wie Mosshart in der zweiten Strophe mit der fuzzigen Quietschgitarre spielt, ihre Stimme im Chorus auch dem arrogantesten Besucher in der letzten Reihe die Kippe aus dem Mundwinkel tritt und sich der schwammige Snarewirbel ebenso wie der stocktrockene Bass perfekt in den Song schmiegen. THE DEAD WEATHER spielen in "Let Me Through" Schmutz gegen Buegelfalte aus, verlieren wie von Zauberhand nie an Groove und Schlitzaeugigkeit und lassen spaetestens bei "Three Dollar Hat" die Katze aus dem Sack. Im Intro treffen NIRVANA auf die BEASTIE BOYS auf RAGE AGAINST THE MACHINE auf die WHITE STRIPES. Dann tritt psychedelischer Noiserock die Welt mit Fuessen. "I'm so much better than that three dollar hat" kruemmt sich Mosshart zurecht, bevor Jack Lawrence den Schuettelrefrain wieder in die Bahn weist. "Open Up" macht den krachigen Bluesrock salonfaehig, erzaehlt von SLEATER-KINNEY und den BLACK KEYS, "Cop And Go" schlurt und rifft sich mit endloser Stakkato-Orgel durch den Nebel und den Dunstkreises von Gitarrist Dean Fertita und Basser Jack Lawrence. Diese vervollstaendigen THE DEAD WEATHER neben White und Mosshart auch auf dem Nachfolger zum immerhin fuenf Jahre alten "Sea Of Cowards". Letztere klingt weitaus nervoeser, selbstbewusster und unberechenbarer als jemals zuvor bei THE KILLS, im fast theatralischen Closer "Impossible Winner" dann allerdings glitzert beinahe etwas Filmscore-Pomp durch die sonst so rohe und stoische Note des Nashville-Vierers. "Dodge And Burn" zeigt die Band in Hoechstform und mit allen Wassern gewaschen - allerdings aber auch mit den sicherlich von White persoenlich justierten Genre- und Klangscheuklappen, fuer die man den 40-jaehrigen Vinylnerd lieben oder hassen kann.