Aus Dubstepklamauk und ihrer Rolle als beobachtende Künstler - vor allem aber (offenbar) ohne jegliche Hilfe durch Narkotika basteln die Brüder Wyatt und Fletcher Shears ihre Version von Partymucke. Es hagelt Lektionen für die Öffentlichkeit, darunter: Stühle haben auch Gesichter, die Sonnenbrille bleibt nachts auf und alles was geht, geht zu zweit bestimmt noch besser.
"Cloak" quietscht und summt, zu "Red Green Yellow" geht lieber der Punk ab. THE GARDEN kommen (natürlich) aus Kalifornien und schreiben Musik, die so klingt wie ihre Outfits aussehen - wenn sie nicht gerade in Paris darin modeln. "Jester’s Game" breakt und lodert, Wyatts bratziger Bass hält den Song unten rum wacker zusammen. Wobei "Song" weit gefächert ist auf dem zweiten Longplayer des schrägen Duos: Im Schnitt lässt auf "Haha" jeder Titel zwei Minuten lang die Sau raus. Dabei ist alles erlaubt, was anders ist und die Shears-Brothers möglichst extrovertiert vom Stapel lassen können: Harte Elektronika, derber Lofi-Rotz, verdrogter Krach und bekloppte Lyrik. "Crystal Clear" wabert und klingt wie besoffene, naive BEASTIE BOYS, würden jedem Mitglied der New Yorker bloss zwei Hirnzellen zum Songwriting zur Verfügung stehen.
Im Titelsong überschwemmen THE GARDEN den Hörer mit vorlauten Indiesounds, die einerseits nach Hipsterdrall und der Tristesse von Los Angeles klingen, andererseits stilistisch doch nicht festzunageln sind. "I Guess We’ll Never Know" oder "Devour" reissen das Ruder wieder herum und die Experimental-Büchse weiter auf. Letzter scheint der vertonte Trip aus einer besseren "Breaking Bad"-Episode, ersterer schummelt sich durch Rap-Beats der sympathischen Marke Eigenbau. Um Absicht oder Message von GARDEN wirklich zu verstehen, hilft vielleicht der offizielle Terminus "Vada-Vada" als Definition ihres Sounds. Der komplette, unaabhängige Ausdruck der Kreativität, frei von allen Grenzen und allem zuvor Dagewesenen. "Cells Stay Clean" ist da noch relativ leicht zu verdauen und mischt Sprechgesang und FIDLAR-Elan zu einer düster-surfenden Noiserocknummer, "Everything Has A Face" wäre gerne Kinderlied und stumpfe Comedy in einem.
Wenn das Konzept von GARDEN und "Haha" ist, um keinen Preis eins zu haben, darf man die siebzehn Beiträge als geglückt betrachten. Hoffnung spenden mittendrin Stücke wie "Egg" oder der entrückt-lässige Opener "All Smiles Over Here :)", die für Albumverhältnisse fast "mainstreamig" daherkommen. Fletcher und Wyatt gestatten einen farbenfrohen Einblick in ihre Welt aus DIY, Wahnsinn und künstlerischem Anspruch. "Haha" könnte kein besserer Albumtitel oder Anlass sein, einzutauchen.